Full text: [Teil 5] (Teil 5 = (Für Untersekunda))

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Herrschaft von Byzanz und später zur Zeit der Kreuzzüge und der Romfahrten 
unserer deutschen Kaiser die wichtigste Bolle im Verkehrsleben gespielt. Durch die 
Raubzüge der Türken, durch die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach 
Ostindien wurde es von seiner Höhe herabgestürzt und gelangte erst wieder zu 
hoher Bedeutung, seit im Jahre 1869 der Suezkanal eine nähere Verbindung ge¬ 
schaffen hat, seit die großen Eisenbahnen (über den Semmering 1850 und den 
Brenner 1875, durch den Cenis 1871, den Gotthard 1882 und den Simplon 1906) 
Mittel- und Nordeuropa mit dem S. enger verbunden haben und seit Ostasien 
aus seiner mittelalterlichen Abgeschlossenheit auftaucht. 
Die Pyrenäenhalbinsel. 
Die Halbinsel ist durch ihre Lage an zwei Meeren und durch ihren großen 
Reichtum an Bodenschätzen sehr bevorzugt und dennoch gegenüber anderen 
europäischen Staaten rückständig. Der Grund dafür liegt einerseits in der Aus¬ 
treibung der Mauren, die das wegen seiner umgebenden Randgebirge trockene Lend 
durch Anlage künstlicher Bewässerung landwirtschaftlich gehoben hatten, abei 
auch darin, daß der Besitz reicher Kolonien die Bewohner dazu verführte, ihr 
eigenes Land zu vernachlässigen, bis schließlich die Kolonien verloren gingen und 
das Land sich nunmehr aus eigener Kraft nicht mehr auf der Höhe halten konnte. 
Ebenso wie man Rußland als Halbasien bezeichnet, könnte man die Pyrenäen¬ 
halbinsel Halbafrika nennen. 
Afrikanisch ist die geringe Gliederung der Halbinsel und die Bodenfoim, 
der Reichtum an Hochebenen und Randgebirgen. Afrikanisch ist auch das Klima, 
indem nur an den Außenrändern eine reichliche Bewässerung erfolgt, während in 
das Innere nur Winde hineingelangen, die ihre Feuchtigkeit an den Randgebirgen 
bereits abgegeben haben. Afrikanisch sind deshalb auch die Flüsse. Nur auf einer 
kurzen Mündungstrecke sind sie schiffbar, mit Ausnahme des Guadalquivii, 
und dann folgt eine Reihe von Stromschnellen beim Durchbruche durch die Gebirgs- 
ränder, die den Mittel- und Oberlauf der Flüsse von dem Küstengebiete lostrennen. 
Auch die Wasserführung erinnert an den benachbarten Erdteil, denn im Sommer 
liegen manche Flußtäler vollkommen trocken und werden aus diesem Grunde sogar 
als Fahrstraße für Wagen benutzt. Mit Recht haben deshalb die Araber den Namen 
Wadi aus ihrer Heimat dorthin übertragen, denn die Flüsse gleichen häufig den 
trockenen Flußtälern von Arabien; der Guadiana (Entenfluß) verschwindet sogar 
auf eine große Strecke und läuft nur unterirdisch weiter. 
Selbst afrikanische Pflanzen und Tiere, wie die Dattelpalme, das Kamel 
und der Affe, kommen vor. Und schließlich hat das Land mehrmals unter dem 
Einflüsse afrikanischer Völker gestanden, in alter Zeit unter dem der Karthager, 
die hauptsächlich die reichen Silberminen ausbeuteten, und dann unter dem der 
Mauren, die jahrhundertelang hier ihre Herrschaft ausübten und deren segensreiche 
Tätigkeit noch jetzt an ihren prächtigen Bauwerken und an großartigen Anlagen 
zu erkennen ist. 
An Bodenschätzen ist die Halbinsel ungemein reich. 6000 Gruben, meistens 
Staatsbesitz, sind in Betrieb, aber sie sind wegen schlechter Verhüttung der Erze 
wenig einträglich. Das Eisen ist wegen seiner Freiheit von Phosphor sehr begehrt 
darum ist ein großer Teil der Eisengruben bei Malaga, Sevilla, Santander un< 
Bilbao in englischen und deutschen Händen (Krupp). Einer Erzforderung von
	        
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