Vom barmherzigen Samariter. — a) Gesinnungsstoff. 213
Dann führte er ihn in die nächste Herberge und pflegte ihn. Am
andern Tage mußte er Weiterreisen. Da gab er dem Wirte zwer
Groschen und sprach: „Pflege ihn, und wenn du etwas mehr brauchst,
so will ich dir's bezahlen, wenn ich wieder vorbeikomme!"
Vertiefung. Warum befindet sich der Beraubte in großer Not? Er
hat kein Geld mehr; er liegt nackt am Boden; an seinem Körper sind
viele Wunden; daraus quillt das Blut. Er kann nicht gehen und stehen.
Die Sonne scheint sehr heiß; der Staub wird in seine Wunden geweht. Er
hat schrecklichen Durst. Warum muß er sterben, wenn ihm niemand hilft?
Er verblutet und verschmachtet vor Durst. Nun denke an seine Familie
daheim! Seine Kinder haben dann keinen Vater mehr, sind Waisenkinder.
Wer hat ihn in diese Not gebracht? Die Räuber. Was für Menschen
sind das? Grausame Menschen. Warum verstecken sie sich in Höhlen? Sie
haben Angst vor der Polizei. Was geschieht mit ihnen, wenn sie gefangen
werden? Sie werden ins Gefängnis gesperrt. Warum ist das recht?
Wer gefällt dir außer den Räubern auch nicht. Der Priester und der
Tempeldiener. Warum gefallen sie dir nicht? Weil sie dem Beraubten nicht
helfen. Was für Menschen wollten sie doch sein? Fromme Menschen. Was
verlangte der Priester von den andern Leuten? Sie sollten einander lieb
haben und helfen. Und er selbst? Er hat den Unglücklichen nicht lieb und
hilft ihm nicht. Er ist nicht hilfsbereit; er hat keine Nächstenliebe. Was
einer andere lehrt, muß er selber tun. Er tut nur im Tempel so, als
wäre er ein frommer, heiliger Mann. Er ist scheinheilig. Warum haben
die beiden, der Priester und der Tempeldiener, dem Beraubten nicht ge¬
holfen? Sie dachten, da verlieren wir zu viel Zeit und kommen heute nicht
mehr nach Hause. (War denn das so schlimm?) Sie wollten sich auch die
viele Mühe nicht machen. Sie waren träge. Sie wollten in der Herberge
kein Geld für den Armen ausgeben. Sie waren geizig. Sie hatten
Angst vor den Räubern und dachten, diese könnten wiederkommen und auch
sie berauben. Sie waren furchtsam, feig. Aber da lag doch der Be¬
raubte, wimmerte und streckte ihnen bittend die Hände entgegen. Sie sehen
ihn leiden; aber ihnen selbst bereitet das kein Leid mit dem Armen. Sie
sind ohne Mitleid, nicht mitleidig. Ihr Herz ist hart; sie sind hartherzig.
Sie haben keine Liebe zu dem Armen in ihrem Herzen. Da sagt mau
auch: Sie sind unbarmherzig.
Gerade umgekehrt ist es bei dem Samariter. Was gefällt dir an
ihm? Daß er dem Beraubten hilft. Warum hilft er ihm. Der arme
Mensch jammerte ihn. Was verspürt er, als er ihn leiden sieht? Mitleid.
Er ist mitleidig. Wo verspürt er das Mitleid mit dem Armen? Im
Herzen. Wir sagen: Er ist barmherzig. Er liebt den Beraubten; er
hat Nächstenliebe. War die Hilfe leicht? Nein. Warum nicht? Die Hilfe
machte ihm viele Mühe. Und doch ist er zur Hilfe bereit; er ist hilfs¬
bereit. Er mußte Geld ausgeben. Das gab er ans freien Stücken; er ist
freigiebig. Er konnte von den Räubern überfallen und auch beraubt
werden; er ist furchtlos. Er braucht zur Hilfe einen ganzen Tag.
Woraus erkennst du, daß der Samariter barmherzig ist? Er wendet Zeit,
Geld und Mühe aut. um dem armen Menschen zu helfen. Solche barm-