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Nein, nein, mit ein paar solcher fragen ist im Grunde
doch nichts getan. Der Lehrer steht dann dabei, markiert
Interesse, während ihm im Grunde alles, weil er es schon so
oft hat anhören müssen, gleichgültig ist. Uuch die Tatsache,
daß das, was der eine Erzähler ausläßt, durch einen anderen
ergänzt wird, und daß, wenn drei oder vier Kinder nach¬
einander über Verkehrshindernisse erzählen, die sie selbst
beobachtet haben, dann manche an sich interessante Ein¬
zelheiten berichten werden, ändert doch nichts Wesentliches
an der Sachlage.
Line solche Stunde kann für die Schüler „sehr nett"
werden, kann allen vielen Spaß machen, kann auch dem
Lehrer, wenn er seine Klasse noch nicht häufig in dem lustig
plätschernden Wasser freier, kindlicher Darstellung hat segeln
lassen, sehr interessant und anregend sein, aber-eine
Unterrichtsstunde wirds dann doch nicht werden.
Unterricht ist mehr als freie Gestaltung. Unterricht ist
die ständige, scheinbar zwanglose Vereinigung aller Kinder
einer Klasse, die mit ihrem Interesse nach allen vier winden
auseinanderstreben, auf ein Ziel, auf eine neue, wertvolle
Erkenntnis.
Ich weiß fchon wie es kommt! Ich brauche nur nach
Urt meiner Lrzählungsstunden morgen einige der obigen Fra¬
gen zu stellen und alles anzunehmen, was die Kinder mir dann
berichten und — nach fünf Minuten gehen die lebendigsten
schon über Tische und Bänke, es entsteht ein allgemeines
Schwatzen aller gegen alle, und der Lehrer steht dann mit
einem etwas weniger intelligenten Gesicht dabei und denkt
heimlich, wie mache ichs nur, daß ich die Geister, die ich rief,
nun auch wieder los werde.
Uber freilich, eins ist schon wahr: erst muß man Geister
zitieren gelernt haben, ehe man Ursache hat, sie wieder in
ihre Grenzen zurückzuweisen.
Mir ists oft schon passiert, daß ich meine Führerschaft