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rungsmittel (neben der freilich leider auch oft eine Verfälschung und
Verschlechterung einhergeht), die Entwicklung unseres Verkehrs und noch
vieles andere. Niemals aber sollten wir vergessen, daß alle diese äußeren
Dinge (und mit ihnen auch die Erwerbung des Reichtums) nur Mittel
zu einem höheren Zwecke sind: zu einer würdigen Lebensführung des
einzelnen und zu einem glücklichen und dauerhaften Bestande der Ge—
sellschaft, auf der Grundlage einer harmonischen Ausgestaltung der ma—
teriellen und der geistigen Daseinsbedingungen.
Technik 8
Als Kinder einer Zeit hochentwickelter Technik hören wir ständig von
ihren neuesten Fortschritten reden, lesen täglich Neues über lenkbare
CLuftschiffe oder Telephonie ohne Draht und haben uns dabei an das,
was sie im täglichen Leben uns dauernd bietet, so gewöhnt, daß wir
es als völlig selbstverständlich hinnehmen, uns darum, wie die Technik
arbeitet und ihre Werke schafft, sehr wenig kümmern und vor allem
den Maßstab verloren haben, um die Leistungen der Vorfahren, auf
denen sich doch unsere jetzige technische Kultur aufbaut, richtig zu wür—
digen. Und doch — was könnten allein die Gegenstände des täglichen
Gebrauchs, die von früher Jugend einem jeden wohlbekannt sind, Inter—
essantes von ihrer Entstehung und herkunft erzählen. Da könnte das
hölzerne Bettgestell uns von den großen holzbearbeitungsmaschinen
berichten, die seine einzelnen Bretter geschnitten und geglättet haben,
die Bettücher von den großen Spinn- und Webemaschinen, auf denen sie
entstanden sind. Die Kohle, die das Zimmer heizt, würde von den tiefen
Schächten der Bergwerke erzählen können, in denen unaufhörlich die
Förderkörbe herauf- und heruntersausen, um sie, nachdem des Berg—
manns hammer sie aus vieltausendjähriger RKuhe gelöst, zum Tageslicht
zu bringen. Der Morgenkaffee wüßte davon zu reden, daß seine Bohnen
viel tausend Meilen weit von dem Platze gewachsen sind, wo sie gemahlen
und gekocht werden, und daß zum Transport große Dampfer mit ge—
waltigen Maschinen nötig waren. Das Frühstückbrötchen könnte be—
richten, daß das Korn nicht wie vor 2000 Jahren mit der Sichel auf
dem benachbarten Felde geschnitten und mit der Hand gemahlen wurde,
sondern daß man aus der ganzen Welt das mit Sensen und Mähmaschinen
geschnittene, mit Dreschmaschinen ausgedroschene Getreidekorn in großen