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Deutsche Geschichte im Mittelalter.
Gebhard, wurde Bischof von Konstanz, der dritte, Bertold II. (+ 1111),
ist Begründer der herzoglichen Linie, wie sie sich nach Kärnten nannte.
Er wurde zum Herzog von Schwaben erwählt, verzichtete aber 1098 zu¬
gunsten Friedrichs von Staufen. Seine Söhne sind Bertold III. und Konrad
(1122—1152) „Herzog von Zähringen nud Rektor (Statthalter) von Hoch¬
burgund". Er verlieh dem 1091 durch Bertold II. in unmittelbarer Nähe
feiner Stammburg und des Stammesklosters St. Peter, an der Kreuzuug
der belebtesten Handelswege gegründeten Freiburg 1120 Stadtrecht. Konrads
Sohn, Bertold IV., gründete Freiburg in der Schweiz, Bertold V. Bern.
Mit ihm erlosch 1218 der herzogliche Zweig des Geschlechts. Die Reichs-
lehen zog Kaiser Friedrich II. ein; die Hochstifter Bamberg, Bafel und
Straßburg betrachteten die zähringifchen Kirchenlehen als erledigt; den Eigen-
besitz des mächtigen Hanfes teilten die beiden Schwestern Bertolds V.: Anna
von Kyburg erhielt die linksrheinischen Besitzungen (in der jetzigen Schweiz);
Agnes von Urach die rechtsrheinischen. Die alten Zähringer Herzöge find
durchweg prächtige Gestalten: an der Seite der Staufer stehend, gleich tüchtig
wie diese, aber nicht im Zauber hochfliegender Pläne befangen, fondern
nüchterne, praktische Naturen.
§ 62. Otto IV. und Friedrich II. Darauf wurde Otto von den
meisten Fürsten anerkannt. Dem Papste erneuerte er die Versprechungen,
die er ihm während des Bürgerkrieges gemacht hatte; er gab darin die
dem Könige im Wormser Konkordat vorbehaltenen Rechte auf.
Dies ist der erste große Verzicht eines deutschen Königs auf einen Teil
seiner Hoheitsrechte gegenüber der Kirche.
An der Spitze eines stattlichen Heeres zog er nach Italien, stellte
in der Lombardei das während der Bürgerkriege schwer erschütterte köuig-
liehe Ansehen wieder her und empfing in Rom die Kaiserkrone.
Nach der Krönung aber machte Otto die kaiserlichen Rechte in Mittel-
itatieri sehr wider Willen des Papstes geltend; ja er beanspruchte schlie߬
lich den Normannenstaat als Lehen des Reiches. Da Innozenz ent-
schlössen war, eine Vereinigung von Sizilien und Deutschland in einer
Hand niemals wieder zuzulassen, so mußte es zwischen ihm und Otto
zum Bruche kommen. Der Papst verhängte den Bann und forderte
Fürsten und Völker auf, sich vom Kaiser zu trennen.
Von Innozenz aufgerufen, machte jetzt der junge Friedrich feine
Rechte auf die deutsche Königskrone geltend. Er fand die Alpenpässe be-
setzt. Von den rauhesten und steilsten Gebirgspsaden Hohenrätiens stieg er
über Chur und St. Gallen zum Bodensee hinab, erschien mit sechzig Rittern
vor Konstanz und verlangte Einlaß. Aber drüben auf der schwäbischen
Seite, bei Überlingen, stand Otto; seine Quartiermacher waren in Kon-
stanz; in drei Stunden konnte er selbst eintreffen. Bischof Konrad schwankte.
In seinen Händen lag das Schicksal des Reichs. Versagte er Friedrich
den Einlaß, dann war die Gewinnung Deutschlands, vielleicht selbst der
Rückzug über die Alpen für diesen nicht möglich. Da öffnete die Für-
spräche des päpstlichen Legaten dem Hohenstaufen die Tore, und damit