D er Rhein.
167
jetzt eine Kapelle. Er hat noch lange nach Geßlers Tode gelebt; als Greis
wollte er ein Kind aus dem Schächenbache retten und ertrank 1354. Die Urner
sind schlichte Landleute, doch ist der jetzige talentvolle Bildhauer Jmhof aus ihrer
Mitte hervorgegangen; eine Hagar von ihm ist in Bern zu sehen. Stanz,
Hanptflecken von Unterwalden. Man zeigt noch das Haus des Arnold Winkel¬
ried, der in der Schlacht bei Sempach freudig für die Rettung des Vaterlandes
starb, indem er die unvergeßlichen Worte ausrief: „Ich will euch eine Gasse
machen, Eidgenossen! Sorgt mir nur für Weib und Kinder!" Man errichtet
ihm jetzt ein sinnvolles Monument — Lucern in unvergleichlich schöner Lage
am Vierwaldstätter See, bemerkenswerth ist das von General Pfyfser gearbeitete
Basrelief, das einen Theil der Schweiz darstellt, 22' lang und 12' breit; auch
der in Fels gehauene sterbende Löwe, ein kolossales sinnvolles Monument von
Thorwaldsen, zu Ehren der treuen Schweizergarde, die am 10. August 1792 für
den unglücklichen Louis XVI. den Tod fand. — Glarus an der Linth, nahe
dem Fuße des hohen Glärnisch. Einer der berühmtesten Bürger war Aegidius
Tschudi (1505—1572), der mit Gelehrsamkeit, Geisteskraft und Vaterlandsliebe
eine vorzügliche Schweizer-Chronik schrieb; die Erzählung von Wilh. Tells Ret¬
tung aus dem Schiffe hat Schiller in seinem Drama fast wörtlich benutzt, so
natürlich und kräftig ist sie. In unserer Zeit hat sich zur hiesigen alten Einfach¬
heit und Alpenwirthschast die Fabrikthätigkeit gesellt, die aus dem Toggenburgi-
schen und von den Ufern des Zürchersees her auch in das einsame Linththal ein¬
gedrungen ist. Sogar in dem wildromantischen Winkel des Bades Stachelberg,
von wo kein Reisender versäumen darf zur schauerlichen Pantenbrücke hinauf zu
steigen, liegt ein großes Fabrikgebäude. Schin;nach an der untern Aar, be¬
suchter Badeort und Wiege des Kupferstechers Amsler. Daneben die gut erhal¬
tene Ruine der im I. 1020 erbauten Habsbnrg; man zeigt noch das-kleine
niedrige Gemach, worin 1218 Graf Rudolf, der Gründer der östreichischen
Staatsmacht, soll geboren sein. Wo der Schloßberg zur Renß sich absenkt, liegt
vor ihrer Mündung in die Aar der Ort Windisch, wo Kaiser Albrecht, Rudolfs
Sohn, unter Mörderhänden fiel. — Zürich, wo die Limmat aus dem See
tritt', östl. vom Uetliberg, 10 M. von Basel, mit Universität, polytechnischer
Schule, 20000 E. und lebhafter Gewerbthätigkeit. Ausgezeichnete Männer: der
Naturforscher Cour. Gesner und der Jdyllendichter Salomon GeSner, jener starb
1565 und dieser 1787; der Physiognom Lavater, der im Jahr 1801, und der
höchst wohlwollende geistreiche Menschenfreund Pestalozzi, der 1827 im hohen
Alter gestorben; Usteri, Linth-Etscher, Maler Vogel n. s. w. Im Beginn des
14. Jahrhunderts veranstaltete hier der ritterliche Bürger Rüdiger Manesse eine
Sammlung von Gedichten, worunter auch die seines Freundes Hadlub; die
Handschrift der Sammlung, Manessischer Codex genannt, ist jetzt zu Paris. —
Basel, auf beiden Seiten des Rheins, unweit der Birsmündung, reiche Han¬
delsstadt und Universität, mit altem Rathhaus im großartigen Style; 27000 E.
Im Beginn des 16. Jahrh, zog ein Augsburger Maler hieher und brachte seinen
Sohn Hans Holbein mit, der bald einer der berühmtesten Maler seiner Zeit
wurde. Er starb 1554 zu London. Damals war überhaupt die bildende Kunst