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gierde der Spanier nach Gold und holte einen großen Vorrat
dieses in seinen Augen wertlosen Metalles hervor, um ihnen
ein Geschenk damit zu machen. Als er nun vollends sah, wie
die Spanier beim Abwägen des Goldes unter einander in
Zank gerieten, sagte^er: „Ihr Habtunrecht, euch solchen Tandes
wegen zu zanken; wenn euch aber wirklich so viel daran liegt,
so will ich euch ein Land zeigen, wo ihr so viel davon be-
kommen könnt, als ihr begehrt. Aber der König dieses Lan-
des ist ein mächtiger Herr, und wenn ihr ihn angreisen wollt,
müßt ihr viel zahlreicher sein." Der Indianer meinte Peru.
Nach seiner Versicherung lag es sechs Sonnen oder Tage-
reisen nach Mittag hin, wo ein neues Weltmeer beginne,
von dem das Goldland begrenzt werde. Balboa vermutete
mit Recht, daß dies das Meer sei, welches Kolumbus hier
zwar gesucht, aber nicht gefunden hatte, und auf welchem
man durch eine westliche Fahrt nach Ostindien kommen könnte.
Mit 190 Gefährten machte er sich auf, den Weg nach dem
gezeigten Goldlande zu verfolgen, auf welchem ihn der junge
Kazike und tausend Indianer, welche den Spaniern Lebensmittel
zutrugen, begleiteten. Die kühnen Abenteurer hatten mit unsäg-
lichen Beschwerden und Hindernissen zu kämpfen. Der Weg
ging durch Moräste, dicht verwachsene Wälder, hohe Berge voll
zahlloser Schlangen und giftigen Ungeziefers; hier und da stell-
ten sich ihnen Kaziken mit ihren Leuten bewaffnet entgegen,
um sie vom weiteren Vordringen abzuhalten. Sie wurden an-
gegriffen und durch die Wirkungen des Schießgewehrs sowie
durch gewaltige Hunde, die man auf sie hetzte, besiegt und zu-
rückgeschlagen. Indes waren aus den sechs Sonnen schon fünf-
undzwanzig geworden, und doch hatte man trotz aller Anstrengun-
gen an manchen Tagen kaum eine Meile Weges zurücklegen kön-
nen. Endlich kamen sie an einen hohen Berg. Die Indianer
deuteten ihnen an, wenn sie den erstiegen hätten, würden sie
den Ozean vor sich liegen sehen. Balboa wollte sich die Ehre,
eine solche Entdeckung zuerst gemacht und das Entzücken darüber
zuerst genossen zu haben, von keinem anderen streitig machen
lassen. Er stieg ganz allein auf den Gipfel des Berges:
und vor seinen freudetrunkenen Blicken lag das unermeßliche
Weltmeer ausgebreitet. Er fiel auf die Knie und dankte Gott
für diese Entdeckung. Nun ließen sich auch seine Gefährten
nicht mehr länger halten, sie erstiegen gleichfalls die Höhe