ein, also stimmt es ganz herrlich", dann kam auf einmal das Reich 
und sagte: „So, nun bezahl noch mal soundso viele Millionen 
Matrikularbeiträge", und dann stimmte die ganze Rechnung nicht, 
die sich der Finanzminister mühsam zurecht gemacht hatte. Und 
deswegen sind die Finanzminister von den Einzelstaaten auch 
immer sehr dafür gewesen, daß das Reich eigene Einnahmen haben 
soll. Aber nun haben viele Leute, namentlich unter den Liberalen, 
öfter vorgeschlagen, daß das Reich auch direkte Steuern einziehen 
soll. Aber das wollen nun die Finanzminister in den Einzelstaaten 
doch nicht gerne haben, denn bis jetzt haben sie immer die Hoff¬ 
nung, wenn es sonst gar nicht klappen will, dann machen sie ihre 
direkten Steuern ein bißchen höher, und dann stimmts wieder mit 
den Einnahmen und mit den Ausgaben. Aber wenn das Reich 
nun auch noch direkte Steuern einführt, dann geht das wieder nicht 
so gut. 
Reichtagswahlen. 
Wozu der deutsche Reichstag da ist, das wissen wir. Der 
Kaiser und die Bundesfürsten und die Regierungen der drei 
freien Städte sollen nicht ganz allein die Verantwortung haben 
für alles, was im deutschen Reich geschieht; der einfache deutsche 
Mann soll nicht meinen: „Ach was, die Regierungen machen ja 
doch was sie wollen, und mich geht die ganze Geschichte ja nichts 
an; mags so schlimm werden, wies will, ich kanns nicht ändern 
und ich kann nichts dafür." Das könnte jeder wirklich meinen, 
wenn es keinen Reichstag gäbe. 
So aber können die Regierungen ihm sagen: „Guter Freund, 
du kannst genau so viel dafür wie wir. Denn ohne dich können 
wir gar keine Gesetze machen, d. h. ohne dich können wir gar nichts 
befehlen, was fürs ganze Deutsche Reich und für lange Zeit gelten 
soll. Du hast dabei genau so viel mitzureden wie wir. 
Du wählst jetzt einen Mann, zu dem du Vertrauen hast, zum 
Reichstagsabgeordneten; und wenn ihr alle gewählt habt, dann 
kommen die Abgeordneten in Berlin im Reichstagsgebäude zu¬ 
sammen, und dann heißen sie alle zusammen „der Reichstag": 
und dieser Reichstag hat, wenn Gesetze gemacht werden, genau so 
viel zu sagen, wie alle Regierungen zusammen genommen." 
4* 
51
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.