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liefe, indem er ihn nach dem Kriege mit Österreich in den
Grafen- und nach dem französischen Kriege in den
Fürstenstand erhob. Als Kanzler erst des norddeutschen
Bundes, dann des deutschen Reiches hat er sich grofse
\ erdienste um den inneren Ausbau seiner Schöpfung
erworben und durch seine starke, aber vorsichtige Leitung
des Staates wesentlich dazu beigetragen, dafs die einmal
errungene Machtstellung Deutschlands gewahrt blieb.
So war es dem Reichskanzler vergönnt, sich der
1 rüchte seines an Mühen und Sorgen reichen Lebens
auch noch in späten Jahren in voller körperlicher und
geistiger Rüstigkeit zu erfreuen und seinem königlichen
und kaiserlichen Herrn bis an dessen Lebensende zu
dienen. Es war diesem ein trostreicher Gedanke, dafs
nach seinem Tode seinem schwer heimgesuchten Sohne
der thatkräftige Kanzler zur Seite stehen werde. Nur
zu bald raffte der unerbittliche Tod Kaiser Friedrichs-
Heldengestalt ins Grab, und so geschah es, dafs Bismarck
auch noch Kaiser Wilhelms Enkel, Kaiser Wilhelm II.,.
dienen konnte. Doch trat er am 20. März 1890 nach
langjähriger, thatenreicher Wirksamkeit in den Ruhe¬
stand. Sein Name wird dem deutschen Volke unver-
gefslich bleiben; in aller Gedächtnis fortleben wird das
Bild des „eisernen“ Kanzlers, dessen hoher Wuchs und
markiger Körperbau, dessen hohe Stirn und scharf aus¬
geprägten Gesichtszüge, dessen lebhafter Blick der unter
den buschigen Brauen stark hervortretenden Augen
die bedeutsame Persönlichkeit auch äufserlich erkennen
liefsen.
5. Helmut von Moltke wurde am 26. Oktober
1800 zu Parchim in Mecklenburg geboren. Seine ersten
Knabenjahre verlebte er in Lübeck und auf einem Rittergut