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Geschichte der alten Welt. 
Philosophie einesP lotinus, Longinus u.a., welche orientalischen Tiefsinn, 
Aberglauben und Wunderglauben mit Platons System verband, durch Schwär¬ 
merei und Mysticismus den Geist gefangen nahm, die Einbildungskraft mit 
phantastischen Gebilden und Grillen füllte, und an die Stelle des praktischen 
Verstandes des alten Roms die unthatige Beschaulichkeit des Morgenlandes setzte. 
Dieser Uebergang aus dem thatigen Leben in die stille Zurückgezogenheit des Stu¬ 
diums und der Wissenschaft laßt sich auch in den andern Zweigen der Literatur 
erkennen. Statt der früheren Redner, die den Eingebungen ihres Herzens folg¬ 
ten, gibt es jetzt Rhetoren, die wie Quin c tili an (ch 118) die Redekunst 
durch Regeln und Vorschriften lehren; statt der alten für die Bühne bestimmten 
Dramen schrieb Annäus Seneca (ungewiß ob der Philosoph oder ein an¬ 
derer) Tragödien zum Lesen, in denen neben manchen Erhabenheiten Unnatur, 
Uebertreibungen und rhetorischer Schwulst herrschen; statt der nüchternen beleh¬ 
renden Geschichte schrieb Curtius ein mit Erdichtungen gefülltes und rheto¬ 
risch ausgeschmücktes Buch über Alexanders Leb en und Thaten; und die 
Freuden des Landlebens und die Vorzüge des Ackerbaus, dessen sich das entartete Ge¬ 
schlecht langst entwöhnt hatte, fanden einen berühmten Fürsprecher in C o l u m e l l a. 
Die Poesie war aus dem Leben und der Literatur verschwunden, dafür befaßten 
sich Grammatiker und Commentatoren mit der Erklärung der altklassi¬ 
schen Dichter und Schriftsteller, suchten den Sprachschatz der Vergangenheit vor 
dem Verfall und Untergang zu retten und benutzten die vorhandene Literatur zu 
Sammelwerken und Auszügen vermischten Inhalts. — Die Quellen des Rechts, 
die Gesetze, Richtersprüche und Urtel wurden nunmehr gesammelt, geordnet und 
erläutert, die Rechtsbegriffe erörtert und dadurch der Grund zu der römischen 
Rechtswissenschaft gelegt, die im 3. Jahrhundert durch Papinian, 
Ulpian und Paulus ihre höchste Blüthe erreichte. In der Medicin stellte 
Galenus (150) die Erfahrungen des Hippokrates u. a. systematisch zusammen. 
Für die Geographie des Alterthums sind S t r a b o und Ptolemaus (170), 
der Gründer des durchs ganze Mittelalter anerkannten Planetensystems (wo¬ 
nach Sonne und Planeten sich um die feststehende Erde bewegen sollten), von 
größter Bedeutung, und für die Kenntniß der Kunst, Religion und Denkmale des 
absterbenden Alterthums hat Pausanias in seiner dichterisch gefärbten Reise 
durch Griechenland kostbare Notizen hinterlaffen. Auch der Spanier P omp o- 
nius Mela, der wahrscheinlich unter Claudius lebte, hat einen Abriß der 
Erdbeschreibung des römischen Reichs verfaßt. 
F a b.Quinctilianus, (42—118) Professor der Beredsamkeit unter Vespasian, ein durch 
edeln Charakter ausgezeichneter aber von häuslichem Leid gebeugter Mann schrieb eine vielgc- 
sene U n t erw e i su n g i n d e r R e d ek u n ft, „ eine auf sittliche Grundsätze gebaute Encyclopä- 
die des gesammten rhetorischen Wissens/' worin das Wesen achter Beredsamkeit und die Mit¬ 
tel zu deren Erlangung in gefälligem Vorträge dargestellt sind.—Vor ihm verfaßte der unter 
Tiberius lebende Spanier M ar c. Annäus Seneca (31 v. Chr. — 37 n. Chr.), d er Rh e- 
t o r, „biographische und sentenzlöse Denkwürdigkeiten" älterer Redner. Sein Sohn war der 
als Redner und sto isch er P hi l o s o p h ausgezeichnete Lehrer des Nero; ein talentvoller, 
geistreicher Mann, bei dem aber Lehre und Leben nicht in Uebereinstimmung waren. Denn 
während er in seinen zahlreichen philosophischen Schriften eine strenge Moral predigte, den 
Vorzug dcr innern Güter vor den irdischen preist und den Werth der aufphilosophischen Grund¬ 
sätzen beruhenden Tugend hervorhebt, fröhnte er den niedrigsten Lastern und Leidenschaften, 
der Geldgier, Genußsucht und Eitelkeit und machte den Schmeichler und Wohldiencr derVor- 
nehmen. Der Einfluß seiner Schriften war sehr groß, was sowohl von dem Inhalte als 
von der Form herrührte. Seneca wurde der Schöpfer einer neuen Redcform, die nach
	        
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