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Derartige Unverschämtheiten lehnt der Erwachsene mit
gutem Rechte ab, der gebildete Mensch gesteht niemandem
das Recht zu, so unverhüllt und brutal in seine Vorstellungs¬
und Empfindungswelt einzugreifen. Das Rind ist den Bruta¬
litäten der Schule schutzlos preisgegeben. Der Erwachsene
hat das Recht, einen Vortrag über irgend ein Gebiet, das
ihm nicht zusagt, sofort zu verlassen, das Rind muß aus¬
harren, auch wenn es sich tätlich langweilt.
Als häufig zu benutzende Anschlüsse und Gelegenheiten
zu Ñnknüpfungspunkten führe ich folgende auf:
Das Rind und die Zeitung
wie veraltet unser ganzes Unterrichtswesen ist, und wie
sehr wir am hergebrachten hängen, erkennt man daraus, daß
die Schule noch gar keine Verwendung gesunden hat für eines
der wichtigsten und verbreitetsten Bildungsmittel: die Zei¬
tung. Sie ist allgemeiner verbreitet und wird mehr gelesen
als die Bibel in früheren Jahrhunderten. Diese Tatsache,
die jeder nach seinem persönlichen Empfinden begrüßen oder
bedauern mag, muß einfach anerkannt werden. Die Zeitung
wird gelesen von allen Menschen ohne Ausnahme, von Jung
und Ñlt, von Mann und Frau, von Personen aller möglichen
Weltanschauungen und Bekenntnisse. Auch über diese Tat¬
sache kommt keiner hinweg, hieraus aber ergibt sich die
Antwort auf die Frage, ob Rinder schon die Zeitung lesen
sollen, ganz von selbst. Selbst derjenige, der ein Gegner
des Zeitungslesens ist, wird die Jugend doch nicht vor dieser
Lektüre bewahren können. Für den Erzieher bleibt also nur
die eminent praktische Frage übrig: Wie kann die Zeitung
für die Erziehung nutzbar gemacht werden?
Über alle menschlichen Verhältnisse, über alle Einrich¬
tungen, Sitten und Gebräuche unseres und fremder Länder,
über unsere sämtlichen Beziehungen zu anderen Weltteilen,
kurz über das ganze Gebiet des menschlichen Wissens und
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