Object: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

24. Kolumbus, der Entdecker Amerikas. 
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schen wie schüchterne Rehe. Allmählich jedoch wurden sie zutraulicher und 
brachten Wurzeln, Früchte, Papageien und Fische herbei. Was sie an Gold¬ 
blechen hatten, gaben sie den gierigen Spaniern für gefärbte Scherben und 
blinkendes Glas gern hin. Kolumbus ließ auf Hayti eine kleine Festung erbauen, 
in welcher 38 Spanier zurückblieben; mit seinen übrigen Gefährten trat er dann 
die Heimreise an, um die wichtige Entdeckung in Europa zu verkünden. 
Ungeheurer Jubel begrüßte den Helden, als er in Spanien landete; der 
König und die Königin überhäuften ihn mit Ehren; das ganze Land war in 
Bewegung gesetzt durch die Nachricht von einer neu entdeckten Welt. In kurzer 
Zeit hatteu sich gegen 1500 Menschen zusammengefunden, die an einem neuen Zuge 
teilnehmen wollten, und schon sechs Monate nach seiner Rückkehr trat Kolum¬ 
bus mit 17 Schiffen seine zweite Reise an. Er entdeckte aus derselben aber¬ 
mals mehrere Inseln, hatte aber manche Widerwärtigkeiten und Drangsale zu 
erdulden. Wie erschrak er, als er, in Hayti angekommen, die dort erbaute 
Festung zerstört und von seinen zurückgelassenen Gefährten keinen mehr übrig fand! 
Das grausame Betragen der Spanier gegen die armen Inselbewohner hatte diese 
zu gerechter Notwehr gereizt; sie hatten alle ihre Peiniger erschlagen, die Feste 
zertrümmert und sich in das Innere der Insel geflüchtet. Kolumbus gründete 
eine neue Niederlassung; allein seine neuen Gefährten, die gemeint hatten, in 
der neuen Welt Gold wie Sand auflesen zu können, verwünschten ihn, als sie 
nun Wildnisse urbar machen und Äcker bauen sollten; viele von ihnen kehrten 
nach Spanien zurück, und aus ihre Anklagen erschien ein Abgesandter des 
Königs, der über das Verhalten des Kolumbus eine Untersuchung anstellen 
sollte. Das war dem edlen Helden zu viel; mißmutig verließ er die Insel 
und eilte nach Spanien. Dort erkannte man auch seine Unschuld; doch vergingen 
zwei Jahre, ehe er die nötigen Schiffe zu einer neuen Fahrt erhalten konnte. 
Auf dieser dritten Reise entdeckte Kolumbus zuerst das feste Land des 
neuen Erdteils. Er kam an die Küste von Südamerika, wo der Orinokostrom 
sich in das Meer ergießt. Aus der Größe dieses Stromes merkte er, daß er 
aus keiner Insel kommen könne. Er fuhr eine Strecke der Küste entlang und 
wandte sich dann nach seiner Lieblingsinsel Hayti. Aber hier standen die Dinge 
höchst traurig. Wüste Unordnung und Zwietracht zerrüttete die spanische Nie¬ 
derlassung; frecher, als je zuvor, erhoben die Feinde des Kolumbus das Haupt. 
Und als er nun mit Kraft gegen die Friedensstörer einschritt, da wandten sich 
diese von neuem an den König und erhoben wider ihn die ärgsten Beschul¬ 
digungen. Abermals kam ein Gesandter aus Spanieu, ein hochmütiger, gewalt- 
thätiger Mensch. Der mißbrauchte seine Macht so sehr, daß er ohne nähere 
Untersuchung den Kolumbus gefangen nehmen, wie einen Verbrecher in Ketten 
legen und nach Europa abführen ließ. So sah Spanien den großen Weltent¬ 
decker in Fesseln! Freilich gab man ihn sogleich wieder frei; allein die Beloh¬ 
nungen, welche man ihm früher zugesagt hatte, wurden ihm nicht zu teil. 
Dennoch unternahm der kühne Mann noch eine vierte Reise. Auf derselben 
hatte er furchtbare Gefahren zu bestehen. Nachdem alle seine Schiffe zu Grunde 
gegangen waren, schmachtete er mit seiner Mannschaft acht Monate lang auf 
einer Insel mitten unter den Wilden in der äußersten Not, bis endlich ein 
Schiff erschien und ihn nach Spanien zurückführte. 
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