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Vierter Abschnitt: Schreiben (Diktat). 
trolliere, ob für die gleichen oder verwandten Laute auch die richtigen 
Buchstaben gebraucht worden sind. Bei diesen Übungen wandert der 
Blick der Schüler abwechselnd auf die Wandtafel und auf die selbst 
angefertigte Abschrift. Aus denselben Gründen, weshalb ein wiederholtes 
Lesen desselben Pensums nötig ist, ist auch ein wiederholtes Abschreiben 
desselben Pensums rätlich. Bei hinreichend vielen und hinreichend 
genauen Übungen im Abschreiben, mehrere Jahre hindurch fortgesetzt, 
dürften die vielen Klagen über Mängel in der Orthographie, welchen 
wir nicht allein in den obersten Klassen städtischer Volksschulen, sondern 
auch in den oberen Klassen höherer Schulen begegnen, mehr ver¬ 
stummen. Die Übung, Lesestoff aufs genaueste abzuschreiben, ist zwar 
nicht geistreich, noch führt sie zu glänzenden Produktionen bei Prüfungen, 
aber sie ist notwendig, und davon läßt sich nichts abmarkten. Unser 
ganzes Lesen und Schreiben beruht hauptsächlich auf eingeprägten 
Wortbildern; sie stießen uns beim Schreiben wie vor: selbst aus der 
Feder. Wir stocken erst, wenn wir auf unbekannte Wortbilder stoßen; 
nur bei ihnen sehen wir die einzelnen Buchstaben an und setzen die 
Laute zum Aussprechen zusammen. Daher giebt es auch nur zwei 
Mittel, Fertigkeit im Schreiben und zwar im Richtigschreiben zu er¬ 
langen, das Lesen und das Abschreiben. 
Neben diesen Abschreibeübungen gehen die Aufschreibeübungen 
her, bis jene zuletzt aufhören und diese übrig bleiben. Schon in den 
ersten Schulwochen, wenn die Lernanfänger einige Laute und einfache 
Verbindungen lesen können, beginnt das Schreiben nach Diktat. Dieses 
ist eins der kräftigsten Förderungsmittel des Lesens. Wenige der¬ 
artige Übungen bringen den Schüler weiter, als bloßes Lesen großer 
Mengen von Übungswörtern. Es wird der Laut gebildet und für 
ihn das Zeichen gesetzt, und umgekehrt wird das Zeichen in den Laut 
umgesetzt. Das Lautgebilde wird in Schrift und wiederum das Ge¬ 
schriebene in die Lautsprache übertragen. Das Gelesene wird geschrieben 
und das Geschriebene gelesen. So geht es im bunten Wechsel fort. 
Hieraus ist schon zu ersehen, daß das Schreiben nach Diktat gleichen 
Schritt mit dem Lesen und Abschreiben halten muß. Dabei ist eine 
Wiederholung nicht ausgeschlossen, ja unbedingt notwendig, damit die 
Formen für früher erlernte Laute wieder in das Gedächtnis zurück¬ 
gerufen und befestigt werden. Nach jedem diktierten Laut lasse der 
Lehrer den betreffenden Buchstaben an der Wandtafel entstehen, damit 
die Kinder ihr Geschriebenes danach verbessern können und das Ein-
	        
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