187
Sonne, laß mein Blümchen sprießen,
Wolke, komm, es zu begießen!
Richt' empor dein Angesicht,
Liebes Blümchen, fürcht' dich nicht!
Und ich kann es kaum erwarten,
Täglich geh' ich in den Garten,
Täglich frag' ich: „Blümchen, sprich,
Blümchen, bist du bös auf mich?"
Sonne ließ mein Blümchen sprießen,
Wolke kam, es zu begießen-,
Jedes hat sich brav gemüht,
Und mein liebes Blümchen blüht-
(Hoffmann v. Fallersleben.)
b. Der Gärtner und das Bäumchen.
„O Gärtner, mochtest du mir sagen,
Warum ich den Verlust erlitt?"
So sagt ein Baum, den man beschnitt.
Der Gärtner sprach: „Durch mein Bemühn
Wirst du im Frühling schöner blühn
Und bess're Frucht im Herbste tragen."
22. Das Gewächshaus.
Es giebt Länder, in denen es viel wärmer ist, als bei uns; dort
finden sich viele schöne Pflanzen, die bei uns gar nicht wachsen, weil es
hier zu kalt ist. Zu ihnen gehören z. B. die Citronen, die Apfelsinen
und andere. Wir nennen diese Gewächse ausländische Gewächse.
Reiche Leute wollen diese Gewächse aber gern haben und sich über sie
freuen; deshalb lassen sie sich wohl in ihrem Garten ein Haus bauen,
in dem sie die schönen ausländischen Pflanzen ziehen. Ein solches Hans
nennt man Gewächshaus oder Treibhaus. Es ist meistens niedrig
gebaut und hat ein großes gläsernes Dach. Dieses liegt schräg und ist
der Sonne zugekehrt; da können nun die warmen Sonnenstrahlen leicht
in das Haus hineindringen nnd die Gewächse erwärmen. Im Winter
wird das Gewächshaus durch einen großen Ofen erwärmt, damit die
Pflanzen von der Kälte nicht leiden. Die kleineren Gewächse pflanzt der
Gärtner gewöhnlich in Töpfe, — Blumentöpfe; die größeren stehen
in großen hölzernen Gefäßen oder Kübeln. Kommt der Sommer mit
seinen warmen Tagen, so holt der Gärtner die Gewächse aus dem Treib¬
hause heraus und setzt sie ins Freie. Stellt sich aber der Herbst mit
seinen rauhen, unfreundlichen Tagen ein, so trägt er sie wieder hinein
und hegt und pflegt sie, als ob sie seine lieben Kinder wären.