r
242 Der 30jährige Krieg, ä) Vom Tode Gustav Adolfs b. z. westfäl. Frieden § 409—411.
selben zu kriegen. Die Pläne aber dieses Mannes, der echt protestantisch und
deutsch gesonnen war, gingen darauf hinaus, sich im südwestlichen Deutschland,
im Elsaß und der Franche Comte, ein eigenes Königreich oder Herzogthum
zu gründen und keinen Zoll deutschen Landes in französische Hände fallen zu
lassen. Durch glänzende Kriegsthaten und Siege, z. B. durch die Schlacht bei
Rheinfelden, 1638, durch die Eroberung von Breisach, kam er diesem Ziele
näher. Schon war er im Begriff, zugleich mit den wieder vorrückenden Schwe-
den unter Banner die entscheidenden Scmäge gegen Oestreich zu führen, und
selbst bte Donau abwärts zu dringen. Die Franzosen aber sahen diese Siege
als die ihren an, und als Bernhard sich ihrem Einflüsse zu entziehen suchte, starb
er plötzlich am 18. Juli 1639, wie er selbst meinte, an Gift- Es war um-
sonst, daß er in einem förmlichen Testamente bestimmte, die von ihm besetzten
Länder sollten deutsch bleiben, ebenso wie sein Heer. Letzteres, von Noth ge-
trieben und von schlechten Führern verrathen, trat bald genug in französischen
Sold und Gehorsam, und gab damit zugleich auch diese deutsche Grenze preis.
§ 410. Indessen war der Kaiser Ferdinand II. gestorben 1637, aber fein
Sohn, Ferdinand III. (1637—1657), trat in seine Fußstapfen. Doch kam
zum erftenmale seit dem Beginn des Krieges, zu Regensburg 1640, wieder
ein regelmäßiger Reichstag zusammen, auf dem die ersten Wünsche nach Frieden
laut wurden. Noch berieth man, als ein unvermnthetes Ereigniß die Mit-
glieder auseinander sprengte. Der schwedische General Banner, in Verbin-
dnng mit dem französischen, Guebriant, hatte den abenteuerlichen und ver-
wegenen Plan gefaßt, den Reichstag, die Fürsten und ihre Botschafter, hier
auszuheben. Fast wäre der schnelle und kühne Zug gelungen, hätte nicht Thau-
Wetter plötzlich Wege und Flüsse schwer passirbar gemacht. Bald darauf starb
der wilde und ausschweifende Banner, und an seine Stelle trat Torstenson,
de<.r kühnste und begabteste dieser großen Generale aus Gustav Adolfs Schule,
der, obwohl so gichtkrank, daß er meist in der Sänfte getragen werden mußte,
doch mit Blitzesschnelle die Waffen von einem Ende des Reiches zum andern
trug, und einen letzten Aufschwung in den schleichenden Gang dieses Krieges
brachte. Im Jahre 1642 drang er über Böhmen bis in das Herz von Oest-
reich vor, das noch keinen Feind gesehen hatte; dann zurückgekehrt, schlug er
die Kaiserlichen unter Piccolomini und dem Erzherzog bei Leipzig 2. No-
vember 1642. Da um dieselbe Zeit ein Krieg zwischen Dänemark und Schwe-
den ausgebrochen war (Dänemark hatte in Verbindung mit dem Kaiser den
Frieden vermitteln und nebenbei vielleicht Hamburg gewinnen wollen), so eilte
Torstenson 1643 mit seinem Heere durch Holstein, Schleswig, bis in den
Norden Jütlands, während die schwedische Flotte gleichfalls Dänemark so be-
drängte, daß es Frieden schließen mußte und wenigstens die Einmischung in
den deutschen Krieg aufgab. Ein kaiserliches Heer unter Gallas, das ihm
in die Halbinsel gefolgt war, manövrirte dann Torstenson 1644 so geschickt zu¬
rück, daß es ohne Schlacht ruinirt nach Böhmen heim kam. Im folgenden
Jahre erschien er, nachdem er bei Jankow in Böhmen ein kaiserliches Heer
völlig geschlagen, 6. Mai 1645 vor Brünn, dann sogar in der Nähe Wiens.
Doch nöthigten ihn Krankheiten und Mangel zurückzugehen; er legte das Com-
mando nieder und ihm folgte General Wrangel.
§ 411. Die Franzosen hatten unterdessen am Rhein und in Süddeutsch-
land unter Tureune und Conds, den Meistern einer neuen Kriegskunst, mit
wechselndem Glück gekämpft. Turenne ward 1645 bei Mergentheim in
Franken von dem kaiserlichen Feldherrn Mercy und dem bairischen Johann
von Werth geschlagen; dagegen siegten jedoch im Herbst desselben Jahres unter