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Regen, Schnee und Eis; Blitz und Donner flößen ihm Furcht ein. Es muß
also der Stoff für den Anschauungsunterricht auch aus dem Naturleben
genommen werden, und zwar nicht dürftig, da dies ein überreiches Feld
ist". (Dambeck: Theoretisch-praktische Anweisung zum Anschauungsunter¬
richt). — Außer den Naturprodukten eignen sich auch manche Kunstpro¬
dukte zur Besprechung; doch müssen solche, welche für die Kinder kein
natürliches Interesse haben, wie z. B. der Stiefel, die Bürste u. s. w. vom
Unterrichte ausgeschlossen bleiben. An den beschreibenden schließt siäi
der erzählende Anschauungsunterricht. Bei der Behandlung der Gegen¬
stände, Thätigkeiten und Erscheinungen werden inhaltreiche Erzählungen,
Märchen, Fabeln, Gedichte und Sagen, welche mit den Lehrobjekten sn
Verbindung stehen, benutzt. „Wie sinnig, wie kindlich empfunden, wie echt
deutsch empfunden sind nicht die Gedichtchen von Güll, Hey, Hoffmann v.
Fallersleben, Löwenstein und anderen! Sie bilden auf die natürlichste Weise
sittlich-religiös; denn sie wirken aus das sittliche Gefühl und Urteil, bilden
die rechten Wertschätzungen und erzeugen auf die natürlichste Weise religiöse
Stimmungen; sie gehen leicht in das Verständnis und Gedächtnis der
Kleinen ein und bringen ihnen ein gutes Stück deutscher Sprache ohne
Qual bei; sie bilden national, weil sie die herrliche deutsche Blume
Gemüt pflegen und jene Natursinnigkeit, die ein so wesentliches Merkmal
des deutschen Charakters ist". (H. Weber). „Wohl denen, die des Wissens
Gut nicht mit dem Herzen zahlen". (Schiller).
Der Anschauungsunterricht erweitert sich aus der Mittelstufe zur eigent¬
lichen Heimatskunde. Die Anschauungen, welche die Kinder bereits
gewonnen haben, werden immer mehr ergänzt und vertieft; der Unterricht
arbeitet der später gesondert auftretenden Geographie, Geschichte, Natur¬
kunde und Formenlehre immer mehr vor und behandelt alles, was sich
innerhalb eines größeren Kreises für die Alterstufe der Kinder eignet.
Am Bache der Heimat erfaßt das Kind den Begriff von Fluß, Strom,
Stromgebiet, Wasserfall, am Teiche den eines Sees, Meeres, Hafens,
und Meerbusens. In der Umgegend sieht es Ebenen, Hügel und Thäler.
Bei der Ebene lernt es Hochebenen und Tiefebenen unterscheiden, bei der
Wiese, Marschland, Moor, Bruch, und bei dem Hügel Berg, Gebirge
u. s. w. Am Wetter lernt das Kind, was Witterung und Klima ist.
An den Begriff des Dorfes schließt sich der vom Flecken uitb an den
der Stadt der von Hauptstadt, Seestadt, Fabrikstadt u. s. w. Was der
Vorsteher eines Ortes im kleinen ist, das ist der Fürst im großen. Was
der Boden erzeugt und die Thätigkeit der Bewohner hervorbringt, führt
zur Betrachtung der Natur- und Kunstprodukte. Der gesellschaftliche
Verkehr der Bewohner eines Ortes führt zum Bilde des Handelsverkehres
im großen. Die gottesdienstliche Verehrung giebt zu sprechen von den
verschiedenen Confessionen. Die gegenwärtige Gestaltung der Heimat
erinnert unwillkürlich an die Vergangenheit; es wird von der Gründung
des Wohnortes, den wichtigsten Personen der Heimat, von besonders
hervorstechenden Ereignissen erzählt u. s. w.
3) Im Anschauungsunterrichte müssen formaler und