Full text: Zum Anschauungsunterricht und zur Heimatskunde

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und Obstgärten versteckt, bescheiden hervorblickten. Dichtes Ge¬ 
sträuch umsäumte die Ufer der wasserreichen Weißeritz" (Preußer 
a. a. O.). — Käme jemand aus alter Zeit wieder, er würde den 
Plauen'schen Grund kaum wieder erkennen. 
Bei dem freundlich gelegenen Hainsberg verzweigt sich der 
Grund nach den beiden Schwestern — der rothen und wilden 
Weißeritz — in zwei Thäler, in den Rabenauer Grund und in 
das Tharandter Thal. — Ehe wir den Plauen'schen Grund ganz 
verlassen, steigen wir auf der Straße nach Rabenau den südlichen 
Hang ein wenig hinauf und schauen nochmals zurück. Wonnig 
ist hier der Blick besonders im Lenze. Die wundersam gestalteten 
Felsen ans dem linken Ufer der Weißeritz, rechts die bewaldeten 
Hügel, vor uns das freundliche Dorf, zwischen seinen Häusern das 
glitzernde Wasser, grüne Wiesen — und dann vor allem das 
Blütenkleid der Obstbänme! Hier kann man es verstehen, daß 
ein Dichter unsres Volkes den Lenz im Plauen'schen Grunde so 
besang: 
Wer hat die weißen Tücher 
Gebreitet über das Land? 
Die weißen, duftenden Tücher 
Mit ihrem grünen Rand? 
Und hat darüber gezogen 
Das hohe blaue Zelt? 
Darunter den bunten Teppich 
Gelagert über das Feld? 
Er ist es selbst gewesen, 
Der gute, reiche Wirt 
Des Himmels und der Erden, 
Der nimmer ärmer wird; 
Er hat gedeckt die Tische 
In seinem weiten Saal 
Und ruft, was lebet und webet, 
Zum großen Frühlingsmahl. 
Wie strömt's aus allen Blüten 
Herab von Strauch und Baum! 
Und jede Blüt' ein Becher 
Voll süßer Düfte Schaum. 
Hört ihr des Wirtes Stimme? 
Heran, was kriecht und fliegt, 
Was geht und steht auf Erden, 
Was unter den Wogen sich wiegt! 
Und du, mein Himmelspilger, 
Hier trinke trunken dich, 
Und sinke selig nieder 
Aufs Knie, und denk' an mich!* 
f. Nun wandern wir der roten Weißeritz nach, oder wir 
fahren mit dem Dampfwagen hinein in den herrlichen Rabenauer 
Grund. Welch' prächtiger Waldgrund! Wie schäumt und braust 
das Wasser über Felsgestein hinweg! Das Dampfroß läßt sich 
von ihm nicht hemmen. Endlich weitet sich der Grund ein wenig 
* Aus der Sammlung der Gedichte Wilhelm Müllers: „Frühlinge- 
kranz aus dem Plauen'schen Grunde". Auch „Frühlingseinzug" (Die 
Fenster auf rc.) gehört dazu.
	        
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