Einleitung.
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die Kunst der Großen. Und so ist's rechts denn es kommt
hier vor allem darauf an, die Übergangsjahre, wo die lKallust
vor der Kritik und vor der Pedanterie des offiziellen Zeichen¬
unterrichts versiegt, mit neuen, lohnenden Malproblemen
anzufüllen. — Für den Anschauungsunterricht aber gilt der
Satz, daß man eine Form nur dann sicher im Kopf hat, wenn
man sie zugleich auch in der Hand hat. Alles also, was über
die Formen der Dinge gesagt werden muß, werden wir nur
in Verbindung mit gleichzeitigen Zeichenübungen sagen. Und
— wir werden die Formen lieber zeichnen als beschreiben lassen.
Aber wo bleiben die Anschauungsbilder, die Leutemann,
Winkelmann usw.? Nun, sie wollen ja Naturgeschichte, und
soweit naturgeschichtliche Objekte in unsere „Kulturgeschichte"
hineinreichen, so weit genügen auch die Anschauungen, die sich
bei den Kindern durch eine lebensvolle Schilderung wieder in
die Erinnerung zurückrufen lassen. — Möchten wir nun statt
der Bilder von unseren Haustieren ähnliche Einzelbilder aus
unserer städtischen Welt? vielleicht Herd, Straßenbahn, Spreng¬
wagen, Bäckerwagen, packhaus, Schiff, Anker, lvinde, Kran usw.
— Ich denke, diese Bilder bedeuten eine große Gefahr —
sie predigen's doch mit allen Mitteln, sie schreien es geradezu
heraus: Seht, so und so und so sehe ich aus, sieh mich genau
an, sieh alle Teilchen genau an, sonst kennst du mich nicht,
und wenn du mich nicht kennst, na — wie soll's denn mit
dir weitergehn? — Sie predigen Pedanterie und Schematismus,
sie verleiten zur übertriebenen Detailarbeit und zur unnützen
Gedächtnisbelastung. Fort mit diesen geschmacklosen, suber-
klugen Bildern. „Es ist eine verhängnisvolle Täuschung unseres
Unterrichtswesens, daß das nur gedächtnismäßig Angeeignete
auch einen höheren Wert in sich trage als den, daß es eine
mechanische Vermehrung des Wissens herbeiführe. Aber einer
noch größeren Täuschung gibt man sich hin, wenn man meint,
daß solche Stoffe, die ihrer Natur nach nur Wissensstoffe und
Füllmaterial des Geistes sind, durch veranschaulichungsmittel
in geistbildende Stoffe umgesetzt, also dem inneren Verständnis
näher gebracht werden können. Es gibt eine große Menge