Full text: Die Praxis des zweiten Schuljahres in katholischen Volksschulen

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Zeichnen. 
ist viel leichter als das Radieren der Striche, die mit Bleistift gezogen 
sind. Am zweckmäßigsten gebraucht man zum Fortwischen der Kohle 
den Zunder. 
Aufstellbare Papptafeln sind bis jetzt eine ganze Reihe auf den 
Markt gekommen Jeder Buchhändler liefert gern einige zur Probe. 
Gang einer Unterrichtsstunde. 
1. Es wird vorausgesetzt, daß die Kinder den Gegenstand, der 
gezeichnet werden soll, kennen. Ohne daß man ihn den Kindern zeigt, 
wird er in zwangloser Weise besprochen. Dabei kommt es vor allem 
darauf an, daß die Kinder sprechen. Sie sollen sich des Gegenstandes 
erinnern und angeben, was sie davon wissen. (Dieses ist auch eine 
prächtige Vorübung zum Aufsatzunterrichte.) 
2. Das Bild, das nun in ihr Bewußtsein getreten ist, wird ge¬ 
zeichnet. Hierbei zeichnet ein Kind an die Holztafel. Stehen mehrere 
Tafeln zur Verfügung, so werden sie selbstverständlich alle benutzt. 
Wenn möglich werden sie so gestellt, daß die Zeichnung den Kindern 
abgewandt ist. Nach Fertigstellung beginnt 
3. die Kritik. Besonders durch die Gegenüberstellung mehrerer 
Zeichnungen wird man sofort erkennen, daß die Kinder imstande sind, 
gute und schlechte von einander zu unterscheiden. Auch werden viele 
schon die charakleristischen Merkmale herausheben können. 
4. Der Gegenstand wird vorgezeigt. Der Lehrer wird jetzt höchstens 
noch durch einige Fragen auf dies und jenes aufmerksam machen 
müssen. Durch Vergleich mit den vorher entstandenen Zeichnungen 
werden die Kinder das, was zur richtigen Zeichnung nötig ist, heraus¬ 
finden und bei dem folgenden 
5. zweiten Zeichnen Besseres leisten. 
Selbstverständlich ist es im zweiten Schuljahre nicht genug, nur 
in den vorgeschriebenen Zeichenstunden zeichnen zu lassen. In jedem 
anderen Unterrichtsfache soll, wo es eben geht, gezeichnet werden, 
ganz besonders im Anschlüsse an das Lesen. Die Kreide recht steißig 
zum Zeichnen benutzen ist ebenso wichtig wie zum Schreiben. Fast 
jede Unterrichtsstunde bietet reichlich Gelegenheit hierzu. Die Zeich¬ 
nungen seien alle möglichst einfach, nur das Charakteristische sollen 
sie enthalten. Wenn der Lehrer auch selbst kein großer Zeichner ist, 
das schadet nichts. Was ein Kind lernen soll, kann er doch gewiß. 
Aber es geht manchem Erwachsenen wie dem Kinde: Er meint, er 
könne es nicht, wenn er aber einmal frisch versucht, so geht's doch. 
Also vor allem du, lieber Lehrer, frisch ans Werk! Zeichne oft mit 
ein paar Strichen während des Unterrichts an die Tafel, das weckt 
Leben, regt zur Nachahmung an, klärt manches Unklare, veranlaßt
	        
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