Full text: Die Praxis des zweiten Schuljahres in katholischen Volksschulen

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Deutsch. 
schreiben, Sprach- und Stillehre haben ihren Ausgangspunkt in den 
Musterstücken des Lesebuches. Wie diese im Anschluß an das Lese¬ 
buch betrieben werden sollen, wollen die bearbeiteten Lesestücke zeigen. 
Lesen. 
Bei der Mannigfaltigkeit der Fibeln, die für das zweite Schuljahr 
in den verschiedensten Bezirken eingeführt sind, kann es durchaus 
nicht meine Absicht sein, einen vollständigen Lehrgang der Behand¬ 
lung der Lesestücke in ausgearbeiteten Lektionen zu bieten. Ich habe 
nur eine beschränkte Anzahl von Lesestücken, die sich in den meisten 
Fibeln finden, bearbeitet. Bei der Auswahl habe ich möglichst Rück¬ 
sicht genommen auf die verschiedenen Arten: Erzählungen, Rätsel, 
Fabeln rc. Nach den vorliegenden Bearbeitungen sollen 
nun durchaus nicht alle Lesestücke derselben Art behan¬ 
delt werden, im Gegenteil suche der junge Lehrer auf 
Grund der als richtig erkannten theoretischen Richt¬ 
schnur neue praktische Wege zu finden. Bei einiger Übung 
und Liebe zur Sache wird ihm das nicht allzu schwer sein, vielmehr 
bald zum besonderen Vergnügen werden. Damit aber der junge 
Lehrer die theoretische Richtschnur, die mir bei der Bearbeitung vor¬ 
schwebte, näher kennen lernt, hielt ich es für geboten, dieselbe hier 
zu besprechen. Im allgemeinen folgte ich dem Gedankengange Herbarts. 
Gern komme ich dem an mich ergangenen Wunsche nach, an dieser 
Stelle die Formalstufen Herbarts (freilich nicht in der alten Fassung) 
in bezug auf das Lesen etwas eingehender zu beleuchten. Was hier 
von dem Leseunterricht gesagt ist, gilt zum größten Teil auch von 
den übrigen Unterrichtsfächern. 
Es bedarf wohl kaum des Hinweises, daß es für einen katholischen 
Lehrer auch notwendig ist, das Gute, das die Herbartsche Pädagogik 
bietet, rückhaltlos anzuerkennen. Wenn auch vom Standpunkte der 
christlichen Philosophie die Herbartsche Seelenlehre nicht richtig ist, 
so können wir doch die als richtig anerkannte Unterrichtsform dank¬ 
bar annehmen. „In dieser Benutzung der Herbartschen Psychologie 
und Pädagogik finden wir uns in Übereinstimmung mit den ersten 
katholischen Psychologen und Pädagogen, von denen wir nur . . . 
T. Pesch und O. Willmann nennen. Der erstere sagt mit Recht: 
-In den gegebenen pädagogischen Regeln ragt Herbart 
hervor. Obgleich derselbe auf verschiedenen Gebieten der Philosophie 
Grundsätze aufgestellt hat, welche großenteils falsch sind, so hat er 
doch in pädagogischen Dingen recht viele Regeln gegeben, welche
	        
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