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Lesen.
aus der Erfahrung gezogen, mit jenen falschen Grundsätzen
durchaus nicht notwendig zusammenhängen und entschieden wahr
sind.«" (Siehe auch Praxis des I. Schuljahres S. 17!) *)
Vorbereitung.
Die Vorbereitung soll aus der Vorstellungsmasse des Kindes jene
Vorstellungen ins Bewußtsein rufen, die nötig sind, um das Neue
verständnisvoll anzuknüpfen. Diese Vorstellungen sind gleichsam Fäden,
die dann durch die Darbietung weiter gesponnen werden. Insofern voll¬
zieht sich also hier schon eine Verknüpfung des Neuen mit dem be¬
reits Gewonnenen.
Es gibt Lesestücke, die eine recht eingehende Besprechung als Vor¬
bereitung erfordern oder doch wünschenswert machen. Man betrachte
z. B. Nr. 2: Das Kanarienvöglein. Die Vorbereitung ist hier das,
was man mit dem Ausdruck Anschauungsunterricht bezeichnet. Es
ist gar nicht nötig, diese Vorbereitung und das Lesen unmittelbar
zu verbinden. Dazu würde man wohl keine Zeit haben; denn die
Besprechung nimmt soviel Zeit in Anspruch, daß es danach notwendig
ist, die Kinder schriftlich zu beschäftigen. Während der Besprechung
hat man schwierige Wörter, die in demLesestück vorkommen,
an die Tafel geschrieben. Diese werden gelesen und dann ab¬
geschrieben. Diese technische Vorbereitung ist sehr zweckmäßig
und sollte recht viel angewandt werden. In der Lesestunde
hat man nun mit der Vorbereitung nichts mehr zu tun. Man er¬
innert an die Besprechung und gibt das Ziel an.
Auch bei solchen Lesestücken, bei denen die Vorbereitung kurz ist,
ist es zweckmäßig, die schweren Wörter vorher an die Tafel zu
schreiben und tüchtig lesen zu lassen.
Es sei hier gleich bemerkt, daß die Vorbereitung nicht immer in
derselben Breite und Tiefe zu geschehen hat. Manchmal genügt ein
kurzer Hinweis, um eine ganze Vorstellungsreihe zu reproduzieren.
Der Umfang der Vorbereitung richtet sich jedesmal nach der Art
des zu Bietenden. Inwieweit sie also in den Dienst des Unterrichts
zu ziehen ist, muß dem klugen Ermessen des Lehrers überlassen bleiben.
Die Hauptsache ist die, für möglichst viele Anknüpfungspunkte im
Geiste des Kindes zu sorgen. Nur dann wirkt das Nene, nur dann
kann es mit richtigem Verständnisse erfaßt werden. Der Lehrer
überlege also wohl, was er beim Kinde voraussetzen kann, und welche
Vorstellungen er wecken muß. Von diesem Gesichtspunkte aus sind
auch die Vorbereitungen zu den ausgearbeiteten Lektionen zu beurteilen.
') Vergl. L. Habrich, Pädagogische Psychologie, Erster Teil XVII.