„Schwierigkeiten schmelzen hinweg, wie Schnee
vor der Sonne, vor einem Menschen mit heiterem
Gemüt, der sich durch nichts entmutigen läßt,
aber sie häufen sich an vor einem, der ewig
seufzt über sein hartes Geschick —
Swett Marken. Frohsinn, eine Lebenskraft.
I. Die Reformbestrebungen der Neuzeit und
die zweiklassige Dolksschule.
1. Das passive Verhalten der zweiklassigen Volksschule gegenüber
den Reformbestrebungen der Neuzeit und seine Ursachen.
Man darf sich durchaus nicht wundern, daß in einer Zeit,
die einen großen Teil des Lehrkörpers im Lande zu eifrigster und
energischster Tätigkeit im Interesse der Verwirklichung Scharrel¬
mannscher Ideen anregte, im Lager derjenigen Lehrer, denen die
einfachsten Schulen unterstehen, eine ausfallende Ruhe, ja Gleich¬
gültigkeit herrscht.
Diese Gleichgültigkeit gegenüber den gebieterisch Einlaß hei¬
schenden Neuerungen auf unterrichtlichem Gebiete prägt sich aus
in abwehrenden Äußerungen, wie: Das ist ja alles ganz gut und
schön, aber —, aber —, wir sind auch so ans Ziel gekommen! —
prägt sich ferner aus in der beschämenden Armut des Büchermarktes
an Arbeiten von Lehrern der wenig gegliederten Schulen.
Sie hat einesteils — ich spreche das hier ganz rücksichtslos
aus — ihren Grund in einer gewissen konservativen Starrköpfig¬
keit, die sich in den Ideen der siebziger Jahre borniert. Aber nach
der neuen Erkenntnis, welche uns die neue Zeit gebracht hat, daß
man das Kind knechtete, statt erhob, ist dieser starre Konservativis¬
mus unhaltbar. Die fundamentale Ursache der Vergewaltigung
des Kindes lag darin, daß man die massenhafte Anhäufung von
mechanischem Wissen als Ziel der Erziehung ansah. Das soge¬
nannte Bildungsideal der damaligen -Zeit, den Alles- und Halb¬
wisser, berücksichtigend, entstand die Richtung einseitiger Verstan-
Bessiger, Unterklasse. 1