Full text: Staats- und Volkswirtschaftslehre

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vorhergehende frei ist. Die Apparate zeigen dies auf mechanischem 
Wege an, zudem sind die Signale derartig mit den Weichen usw. 
verbunden, das; sie erst dann aus freie Fahrt gestellt werden können, 
wenn die Weiche in richtiger Lage oder die Strecke von dem voran¬ 
gehenden Zuge verlassen ist. Äußer den Adhäsionsbahnen gibt es 
noch Zahnrad- und Schwebebahnen, die jedoch meist nur dem 
Touristen- und Personenverkehr dienen. 
b) Die übrigen Verkehrsmittel. Erst das Mittelalter 
und die Neuzeit haben die Binuenschissahrt ausgebildet, ihr wurde 
auch zuerst die Dampfkraft dienstbar gemacht. Deutschland und 
namentlich Amerika, das mit seinen gigantischen häuserähnlichen 
Missisippi- und Ohiodampfern jene Flußgebiete in den ersten Jahr¬ 
zehnten des 19. Jahrhunderts der Kultur erschloß, wirkten hier bahn¬ 
brechend, während England aus Mangel an großen Flüssen um 
1820 nur 43 kleine Dampfbote besaß. Ihm gebührt indes der 
Ruhm, den Dampf für den Hochseeverkehr seit 1840 mittelst der 
Cunardlinie *) erschlossen zu haben. Dann folgte 1847 die Ham¬ 
burg-Amerikanische Paketfahrtgesellschast, jetzt Hamburg-Amerika-Linie, 
1857 der Norddeutsche Lloyd. Benutzt wurde ursprünglich als 
Fortbewegungsmittel das Rad, das jetzt nur noch bei Flußdampsern 
und Seetrajekten wegen der ruhigen Fahrt Verwendung findet, seit 
Mitte des 19. Jahrhunderts indes die Schiffsschraube, welche die 
Schnelligkeit bis zu 40 km in der Stunde gesteigert hat, während 
der Segler etwa dreimal soviel Zeit hierzu gebraucht. Die Form 
der Schisse änderte sich außerordentlich. Jene alten malerischen aus 
Holz hergestellten Kauffahrteischiffe der Spanier, Engländer und 
Holländer mit ihrer reichen Takelage und ihren aufeinander getürmten 
Decks sind den infolge ihrer harmonischen Abmessungen, ihres ge- 
wuchtigen Körpers und ihrer ruhigen Größe nicht minder schönen, 
schlanken, pseilartigen Eisendampsern gewichen. 
• Dampf und Segel, aber auch das Ruder tritt in den Dienst 
der Binnenschiffahrt, die mitunter auch noch das Treideln zu Hilfe 
nehmen muß. Als Förderungsmittel dienen Kanäle, Schleusen, 
Schiffshebewerke (z. B. in Ostpreußen). Erstere sind entweder Seiten¬ 
kanäle, die parallel den Flüssen gehen, um diese zu entlasten oder 
aus gewundenen Strecken abzukürzen, oder Wasserscheidenkanäle, auch 
Kanäle mit Scheitelstrecken genannt, welche zwei Flußgebiete unter 
Überwindung der Wasserscheide verbinden. Außerdem gibt es Stich¬ 
kanäle, welche seitlich der Wasserstraßen gelegene Orte an diese an¬ 
schließen. Das Verständnis für Kanäle war, ganz wie bei den 
Landstraßen, vielfach geschwunden: man erwartete eben alles von 
der Eisenbahn. Indes sind diese der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit nicht 
mehr fern, auch die Beförderungskosten für viele Waren (Getreide, Erze, 
l) Cunard war ein Reeder in Halifax, mit dem die englische Regierung 
einen Vertrag abschloß.
	        
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