90. Das südafrikanische Machland.
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Beschaffenheit des Bodens hat. In einer nicht sehr bedeutenden Tiefe findet sich
überall Wasser und macht eine gewisse Vegetation möglich. Charakteristisch für die
Kalahari sind dornige Sträucher aus der Gruppe der Akazien und die merkwürdige
Wehvitschia mirabilis, deren holzige Teile sich an der Oberfläche in einer flachen
Tafel von 3—5 m Umfang ausbreiten, von der wenige lange, schilfartige Blätter,
ausgehen. In der kurzen Regenzeit überzieht sich auch die Kalahari mit Gras¬
wuchs, und weithin wird ihr Boden von der Wassermelone überzogen, deren
saftige Früchte ein wichtiges Nahrungsmittel für Menschen und Tiere bilden. Eine
üppige Grassteppe breitet sich am oberen Limpopo, Vaal und Oranje-Fluß aus.
Wieder einen anderen Charakter hat die Karroo, in der dornige Akazien, I^upborbia-
und ^.toü-Arten vorwalten, in der Regenzeit aber daneben ein prächtiger Blumen¬
flor von Liliaceen, Jrideen und Orchideen sich entwickelt.
Den Norden und Osten Süd-Afrikas bewohnen die Kaffern
und Betschuanen, die südlichsten Zweige des großen Bantu-Volkes,
die als Eroberer von N. her eingedrungen sind und sich durch Tapfer¬
keit, Thatkraft und stolzeil Freiheitssiml vor den meisten anderen Neger¬
stämmen auszeichnen. Sie treiben Ackerbau und Viehzucht; nur die
Stämme nördlich des Limpopo sind vorwiegend auf Jagd und Raub
angewiesen, da hier die Tsetse-Fliege die Viehzucht imb den Ackerbau
beschränkt. Die Kaffern und Betschuanen haben mehrfach größere
Staaten gebildet, die despotisch regiert werden.
Den Westen und das Innere Süd-Afrikas bis zum Ngami-See
im N. nehmen Hottentotten und Buschmänner ein.
Staaten lind Kolonieen.
1. DieVoercn-Staaten (zusammen 440 000 gkm mit 1 Mill.Einw.,
darullter 250900 Weiße), wurden nach der Eroberung des Kaplandes durch die
Engländer von den früheren holländischen Ansiedlern gegründet, die wegen Streitig¬
keiten mit der englischen Regierung nach N. auswanderten. Die Boeren sind vor¬
wiegend Viehzüchter und wohnen meist in kleineren Ansiedelungen zerstreut. An
ihren alten Sitten und Gewohnheiten halten sie streng fest, ebenso an ihrem
kalvinistischen Bekenntnis. Ihre Staatsverfassungen sind republikanisch.
Orauje-Republik zwischeu Orauje und Vaal. Hptst. Bloem-
s out ein. Südafrikanische oder Transvaal-Republik
zwischen Vaal und Limpopo, infolge der Entdeckung bedeutender Gold¬
felder neuerdings sehr in Aufschwung begriffen. Hptst. Pretoria.
Bedeutender Johannesburg (100 000 Einw.), der Mittelpunkt der
südlichen Goldfelder. Beide durch Eisenbahn mit der Delagoa-Bai
verbunden.
2. Die britischen Kolonieen, das Kapland nebst Natal,
B e t s ch u a n e n l a n d, R h o d e s i a und dein z e n t r a l - a f r i k a n i s ch e n
Protektorat, 2£ Mill. qkm mit 3| Mill. Einw., darunter £ Mill.
Weiße. Viehzucht, namentlich Schafzucht, bildet auch hier die Haupt¬
beschäftigung der Ansiedler wie der eingeborenen Bevölkerung. Der
Ackerbau ist auf die Küstengegenden beschränkt und deckt den Bedarf
der Bevölkerung nicht. Im 8. wird auch Wein, in Natal Zuckerrohr
gebaut. Bedeutend ist ferner der Bergbau, namentlich auf Diamanteu,
aber auch Kupfer und Steinkohlen. Ausfuhrartikel sind außer Dia¬
manten hauptsächlich Wolle, Schlachtvieh und Straußenfedern. Hptst.
des Kaplandes ist die Kapstadt, in schöner Lage an der Tafel-Bai