Full text: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

92 IV. Aus der Zeit der sächsischen Kaiser und Könige. 
Otto seinem reuigen Bruder (Heinrich vor Otto beim Weihnachtsfeste im 
Dom zu Frankfurt). Von jetzt ab war Heinrich dem Könige in unwandel- 
barer Treue ergeben; dieser verlieh ihm später das Herzogtum Bayern. 
Indem Otto so als Sieger aus den Aufständen hervorging, konnte er 
die Herzogsgewalt unschädlich machen und die Reichseinheit wieder her- 
stellen. Während der König Franken und Sachsen selbst verwaltete, 
übertrug er auch die beiden anderen Herzogtümer an Angehörige seines 
Hauses, so daß zeitweise seine eigene Familie über alle deutschen Lande 
herrschte. 
Nachdem das ganze Reich so fest gefügt war, wandte sich Otto 
gegen die äußeren Feinde. Zum Schutze gegen die von der deutschen 
Herrschaft wieder abgefallenen Wenden setzte er tapfere Männer als 
Markgrafen ein. Von diesen ward besonders der Markgraf der 
Lausitz an der mittleren Elbe und Saale, Gero, der Schrecken seiner 
Feinde. Deutsche und Wenden kämpften damals mit der größten Er¬ 
bitterung und mit wechselndem Glück (der Mordplan gegen Gero und 
dessen Rache). Mehrfach mußte Otto selber seinem Feldherrn zn Hilfe 
kommen; endlich aber wurden die Wenden bis zur Oder der deutschen 
Herrschaft unterworfen. Um die Bezwungenen dauernd dem Reiche und 
dem Christentums zu gewinnen, gründete Otto in ihrem Lande Bis¬ 
tümer, neben verschiedenen anderen Havelberg und'Brandenburg, 
die dem neugeschaffenen Erzbistum Magdeburg unterstellt wurden. 
Leider gingen alle diese Eroberungen unter Ottos Nachfolgern wieder 
verloren, bis Albrecht der Bär (Seite 79) den Kampf gegen die Wenden 
wieder aufnahm. Auch in Jütland wurden mehrere Bistümer angelegt 
(Ottos sagenhafter Zug bis zum Otteusund). 
Die wichtigsten Kämpfe hatte Otto in Italien. Hierhin folgte 
er dem Rufe der jungen Königswitwe Adelheid, welche seine Hilfe 
gegen den mächtigen Markgrafen Berengar von Jvrea erbeten 
hatte (Adelheids abenteuerliche Flucht aus der Gefangenschaft). Otto 
befreite sie von ihrem Widersacher, vermählte sich mit ihr (seine erste 
Gemahlin Editha) und nannte sich König von Italien. Um Berengar 
durch Großmut zu gewinnen, ließ er ihm anfangs die Herrschaft unter 
deutscher Oberhoheit. Da sich derselbe später aber noch zweimal 
treulos erwies, so wurde er nach Deutschland in lebenslängliche Hast 
geschickt. 
Aus Italien wurde Otto durch einen Ausstand nach Deutschland 
zurückgerufen, den sein ältester Sohn Ludolf erregt hatte. Dieser hielt 
infolge der Heirat seines Vaters seine Thronfolge für gefährdet und 
hatte sich mit seinem von Otto beleidigten Schwager, Konrad dem
	        
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