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und den Regen des Himmels und so wuchs es empor zum
mächtigen Baume, den der Sturm nicht zu entwurzeln vermag.
Nach Wagner.
43. Der Weinstock.
Am Tage der Schöpfung rühmten sich die Bäume gegenein—
ander, frohlockend ein jeglicher über sein eigenes Dasein. „Mich
hat der Herr gepflanzt,“ sprach die erhabene Zeder; „Festigkeit und
Wohlgeruch, Stärke und Dauer hat er in mir vereinigt.“ —
„Jehovas Güte hat mich zum Segen gesetzt,“ sprach der um—
schattende Palmbaum; Nutzen und Schönheit hat er in mir ver—
mählet.“ Der Apfelbaum sprach: „Wie ein Bräutigam unter
den Jünglingen prange ich unter den Bäumen des Waldes.“
Und die Myrte sprach: „Wie unter den Dornen die Rose stehe
ich unter den niedrigen Gesträuchen.“ — So rühmten alle, der
l- und Feigenbaum, selbst die Fichte und Tanne rühmten sich.
— Der einzige Weinstock schwieg und sank zu Boden. „Mir“,
sprach er zu sich selbst, „scheint alles versagt zu sein: Stamm und
Äste, Blüten und Früchte; aber so, wie ich bin, will ich hoffen
und warten.“ Er sank danieder und seine Zweige weinten.
Nicht lange wartete und weinte er; siehe, da trat die Gott—
heit der Erde, der freundliche Mensch, zu ihm. Er sah sein
schwaches Gewächs, ein Spiel der Lüfte, das unter sich sank und
Hilfe begehrte. Mitleidig richtete er's auf und schlang den zarten
Baum an seine Laube. Froher spielten jetzt die Lüfte mit seinen
Reben, die Glut der Sonne durchdrang seine harten, grünenden
Körner, bereitend in ihnen den süßen Saft, den Trank für Götter
und Menschen. Mit reichen Trauben geschmückt, neigte bald der
Weinstock sich zu seinem Herrn nieder und dieser kostete seinen
erquickenden Saft und nannte ihn seinen Freund, seinen dank—
baren Liebling. Die stolzen Bäume beneideten ihn jetzt; denn
viele standen entfruchtet da; er aber freute sich voll Dankbarkeit
seines geringen Wuchses, seiner harrenden Hoffnung.
Darum erfreut sein Saft noch jetzt des traurigen Menschen
Herz und hebt empor den niedergesunkenen Mut und erquickt den
Betrübten.
Verzage nicht, Verlassener, und harre duldend aus! Im un—