Full text: Der allgemeine Geschichtsunterricht (Unterrichtsstufe 3)

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Fessln völlig lösten. Der treue Bundesgenosse Napoleons, der König von Sachsen, 
wurde gefangen genommen, während die Franzosen in Leipzig durch voreiliges 
Sprengen der Elsterbrücke sich zumtheil einen schmählichen Untergang bereiteten 
(Tod Poniatowsky's). Der errungene Sieg durfte nicht unbenutzt gelassen werden, 
zumal Baiern schon vor der Völkerschlacht den Verbündeten beigetreten war. Der 
baiersche General Wrede wollte den fliehenden Napoleon, der sich aber bei Hanau 
tapfer durchschlug, völlig aufreiben. Ehe noch die verbündeten Fürsten über den 
Rhein gingen, lösten sie den Rheinbund aus und gaben den französisch-deutschen 
Ländern ihre frühere Verfassung. Dann aber marschierte Bülow nach Holland, 
Schwarzenberg besetzte die Schweiz, während sich Karl Johann, nachdem 
er Davoust in Hamburg eingeschlossen hatte, gegen das kecke Dänemark wandte 
und es zum Kieler Frieden (1814) nötigte, 'in welchem Norwegen an Schweden 
unb die Insel Helgoland an England abgetreten werden mussten. Holland kündigte 
beim Erscheinen Bülow's den Franzosen den Gehorsam ans. Nächstdem ergaben 
sich alle in Polen unb Deutschland von den Franzosen besetzten Festungen. Na¬ 
poleon wollte, ba seine Friebensversuche mit den Verbündeten keinen Erfolg hatten, 
jetzt durch freundliches Vernehmen mit Spanien und durch Wiedereinsetzung des zu 
Fontainebleau gefangenen Papstes seine Lage verbessern. Allein es war zu spät. 
Sogar sein eigener Schwager Murat wurde Österreichs Bundesgenosse, dem auch 
noch England beitrat. Die Bedingung des -ihm angebotenen Friedens, dass Frank¬ 
reich nur bis an dm Rhein grenzen solle, wollte er nicht annehmen. Inzwischen 
ging Blücher mit seiner Armee über den Rhein, und Bülow rückte aus Holland 
nach Belgien vor. In der Champagne nahm der Kampf feinen Anfang (1814). 
Zwar wurde Blücher bei Brienne zurückgeworfen, siegte aber bei la Rothiere. 
Doch gewann bald darauf Napoleon eine so günstige Stellung, dass ihm die Ver¬ 
bündeten Friedensanträge machten, die er zu seinem Nachtheile verwarf. Napoleon's 
Siege erreichten ihr Ende in der verlorenen Schlacht bei Laon gegen Blücher und 
in der Niederlage bei Arcis fnr Aube (März). Ohne sich an die weiteren 
Pläne Napoleon's zu kehren, rückten die Verbündeten immer weiter vor und hielten, 
nach der Erstürmung des Montmartre, ihren Einzug in Paris (31. März). 
Da kehrte Napoleon zur Rettung seiner Hauptstadt um. Er erschien aber, als der 
französische Senat bereits seine Absetzung und die Wiederherstellung der Bourbonen 
hatte beschließen müssen (Talleyrand). Der Bruder des Hingerichteten Königs, 
Ludwig XVIII., zog in Paris ein, während Napoleon mit dem Kaisertitel die 
Insel Elba erhielt. Ludwig schloss mit den Verbündeten den ersten Pariser 
Frieden (30. Mai), in welchem Frankreichs Länderbesitz nach dem Jahre 1792 
mit einigem Zuwachs bestimmt wurde. Seinem Volke aber verhieß der König 
durch die Karte eine neue Verfassung. Die näheren Bestimmungen des Pariser 
Friedens erfolgten auf dem Kongress zu Wien (November 1814 bis Juni 
1815; Metternich, Gentz, Nesselrode, Castlereagh, Wellington, Har¬ 
denberg, Humboldt. Talleyrand, Gagern u. A.). Zunächst würben die 
meisten deutschen Fürsten für ihre bisherigen Verluste entschädigt. Das deutsche 
Kaisertum blieb aufgelöst, die deutschen souveränen Fürsten sollten durch den aus 
38 Staaten bestehenden deutschen Bund vereinigt fein (Bundesheer von 300,000 
Mann, Bundesfestungen). Österreich erhielt Ostgalizien, das Königreich Dal- 
mazien unb Jllyrien nebst dem lombardisch-venezianischen Königreich, Salzburg,
	        
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