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Da fuhr er auf. Aus des Palastes Hallen
Kam dumpf Geräusch; der Herr der Welt war tot;
Er aber schaute kühn ins Morgenrot,
145 Und sah's wie einer Zukunft Vorhang wallen.
Theodor Storm.
1817 - 1888.
Sämtliche Werke. Neue Ausgabe. 8. Band 5. Auflage. Braunschweig 1900.
1. Oktoberlied.
1. Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk' ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
2. Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt
So gänzlich unverwüstlich!
3. Und wimmert auch einmal das
Stoß an und laß es klingen! Herz,
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.
4. Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk' ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
5. Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.
6. Die blauen Tage brechen an;
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen!
2. Oltern.
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Es war daheim auf unsrem Meeresdeich;
Ich ließ den Blick am Horizonte gleiten;
Zu mir herüber scholl verheißungsreich
Mit vollem Klang das Osterglockenläuten.
Wie brennend Silber funkelte das Meer,
Die Inseln schwammen auf dem hohen Spiegel,
Die Möwen schossen blendend hin und her,
Eintauchend in die Flut die weißen Flügel.
Im tiefen Koge bis zum Deichesrand
War sammetgrün die Wiese aufgegangen;
Der Frühling zog prophetisch über Land,
Die Lerchen jauchzten, und die Knospen sprangen. —
Entfesselt ist die urgewalt'ge Kraft,
Die Erde quillt, die jungen Säfte tropfen,