Fürst v. Bülow: Die Friedlichkeit der deutschen Weltpolitik. 45
europäischen Frieden. Um die Gewinnung von Schutz¬
mitteln, nicht von Angriffsmitteln war es uns zu tun. Wir
sind, nachdem wir in die Reihe der Seemächte eingetreten
sind, auf den zuvor beschrittenen Bahnen ruhig weiter ge¬
gangen. Die neue Ära uferloser deutscher Weltpolitik, die
im Auslande vielfach prophezeit wurde, ist ausgeblieben.
Wohl aber haben wir jetzt die Möglichkeit, unsere Interessen
wirksam wahrzunehmen, Übergriffen entgegenzutreten und
überall, vornehmlich in Kleinasien und Afrika unsere
Stellung zu behaupten und auszubauen.
Das Retz unserer internationalen Beziehungen mutzte
sich in dem Matze ausdehnen, in dem wir in unsere welt¬
politischen Aufgaben hineinwuchsen. Fern gelegene über¬
seeische Reiche, die uns in der Zeit reiner Kontinentalpolitik
wenig zu kümmern brauchten, wurden von größerer und
größerer Bedeutung für uns. Die Pflege guter, wenn mög¬
lich freundschaftlicher Beziehungen zu ihnen wurde eine
bedeutsame Pflicht unserer auswärtigen Politik. In erster
Linie handelte es sich hierbei um die beiden neuen Gro߬
mächte des Westens und des Ostens, um die Vereinigten
Staaten von Nordamerika und um Japan. Hier wie dort
galt es, gewisse zeitweilige Trübungen zu überwinden, ehe
an die Anbahnung freundschaftlicher Beziehungen gedacht
werden konnte.
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