vQ'S'S'sm 6. Rede über Deutschlands Wehrkraft. 83
es, sich der Anerkennung Europas erfreuen, dasjenige der
Herren Richter, Windthorst, Grillenberger entgegen¬
getreten ist. (Zuruf: Ah!) Meine Herren, ist das ein
Irrtum, so müßten die Druckberichte, die ich zu Hause ge¬
lesen habe über Ihre Verhandlungen, doch unrichtig sein.
Ich habe sie hier, aber ich will Ihre Zeit nicht weiter auf¬
halten durch Bezugnahme darauf. Es handelt sich hier
vorwiegend um die militärische Vorlage. Ich kann nun in
der Tat nicht glauben, daß die Herren, die ich eben nannte,
so weit gehen sollten, ihr eignes Urteil in militärischen
Fragen über das des Feldmarschalls Grafen Moltke, den
wir hier sehen, über das eines kriegserfahrenen Kaisers,
über das sämtlicher deutschen Generalstäbe und Kriegs¬
ministerien zu stellen. Es ist doch kaum möglich, daß ein
noch so einsichtiger und an seine Einsicht glaubender Zivilist
der Meinung sein könnte. Ich bin also genötigt, anzu¬
nehmen, daß die Herren in ihrer Opposition gegen die
Vorlage noch andere Gründe haben als die Zweifel an der
Autorität des militärischen Urteils derjenigen Stellen, die
ich namhaft gemacht habe. . . .
Ich fürchte, Sie setzen bei den Regierungen andere
Motive für deren Antrag voraus als das ausschließliche
Bedürfnis unserer defensiven Wehrkraft. Es find ja in
der Presse Äußerungen gefallen, als ob diese ganze Militär¬
vorlage keinen Zweck weiter hätte, als unter falschen Vor¬
wänden Steuern, Geld zu erheben. Das war der Fall in
denselben entlegenen Teilen der Preßpolitik, wo die aben¬
teuerlichsten, die kindischsten Gerüchte, wenn sie über Nacht
ausgeschrieen werden, sofort Glauben finden. Es ist das
ein so absurder Gedanke, daß wir mit einer Forderung von
20—30 Millionen eine neue Grundlage für neue exorbi¬
tante Steuervorschläge gewinnen wollten, daß ich mich
weiter gar nicht damit aufhalte. Was den moralischen
Wert einer solchen Insinuation betrifft und ihre Bedeutung,
so will ich doch nur darauf aufmerksam machen, daß sie
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