4. Finanzen und Wirtschaft in Preußen 
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mit der französischen Automobilindustrie auf. Alle Handwerksbetriebe wuchsen ins 
Große und Fabrikmäßige. Das Handwerk mußte in die kleinen Städte abwandern, ix, 28i 
hielt sich aber mit veränderten Aufgaben auch in den Großstädten. Die Großbanken, 
Deutsche Bank, Dresdener Bank, Nationalbank für Deutschland, gingen mit dein 
Großunternehmertum Hand in Hand. 
Verkehr und Handel wuchsen mächtig empor. 
Das Eisenbahnnetz wuchs auf über 60 000 Irrn. Das Kanalnetz wurde seit 1870 
um das Vierfache erweitert. Neben dem Kaiser-Wilhelm-Kanal ist hier der Groß- ix, 28a 
schiffahrtsweg Berlin-Stettin zu nennen. Elektrischer Bahn- und Kraftwagenverkehr 
nahm zu und trat in die Dienste des Handels und Gewerbes. Die Telegraphie und 
der Fernsprecher waren im Verkehrs- und Wirtschaftsleben in Stadt und Land un- ix, 28t 
entbehrlich. Die Post entwickelte sich auf dem Gebiete der Brief- und Paketbeförderung 
nach dem Grundsätze der Schnelligkeit und Billigkeit, sie nahm am Weltverkehr teil. 
Eine einheitliche Maß- und Münzordnung schuf Sicherheit im Handel. Es gilt die 
Goldwährung (Gold ist einziger Wertmesser) und seit 1876 die Markwährung. Das 
Kreditwesen steigerte sich gewaltig, ihm diente die Deutsche Reichsbank sowie die ix, 28t 
Seehandlung als preußische Staatsbank. Der Scheckverkehr wurde durch die Einrich¬ 
tung von Postscheckämtern gefördert. Die großen Schiffahrtsgesellschaften (Lloyd, Ham¬ 
burg-Amerikalinie) nahmen teil am Weltverkehr, die deutsche Welthandelsflotte nahm 
in der Welt die zweite Stelle ein. 
In der Landwirtschaft wirkte die ausländische Überlegenheit an Vieh 
und Getreide preisdrückend, die inländische Industrie entzog dem Lande 
die Arbeitskräfte. Allerdings wurde die Lage der Landwirtschaft seit dem 
verstärkten Anziehen der Schutzzölle (nach dem Abgang Caprivis) besser. 
Man arbeitete mit allen Errungenschaften der Wissenschaft (Agrikultur¬ 
chemie) und Technik (landwirtschaftliche Maschinen), man hob dadurch den 
Ertrag des Bodens. Auch der Wert des Bodens steigerte sich erheblich. 
So konnten 7/8 des Bedarfs an Brotgetreide und 95 vom Hundert an Fleisch 
in Deutschland selbst gedeckt werden. Damit war die Landwirtschaft in der 
Lage, im Kriegsfälle einer Aushungerung zu begegnen. 
4. Finanzen und Wirtschaft in Preußen und Deutschland, 
a) Die preußischen Finanzen. 
a) Die Behörden. 
Das Finanzministerium in Preußen besteht seit 1810. Ihm 
untersteht die Generallotteriedirektion, die Münze in Berlin, die Verwal¬ 
tung der direkten Steuern sowie der indirekten Stenern und Zölle. 
Zur Verwaltung des letzten Gebietes gehört das Hauptstempelmagazin. Der Ab¬ 
teilung für indirekte Steuern im Finanzministerium sind die Oberzolldirektionen unter¬ 
geordnet. Der Finanzminister leitet die Generalstaatskasse und die Verwaltung der 
Staatsschulden. Er hat die Seehandlung als preußische Staatsbank unter sich, der 
wieder das königliche Leihamt untersteht. 
Die Kontrolle führt die Oberrechnungskammer. 
ß) Einnahmen des Staates. 
Die Einnahmen des Staates ergeben sich aus dem Staatsbesitz 
und Staatsbetrieb.
	        
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