Full text: Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen

32 
die Bodenkosten, die die Erzeugung der Kleidung verursacht, sind 
nicht zu rechnen; denn in jedem andern Berufe müßten dieselben 
Leute auch bekleidet gehen, nur daß vielleicht die Soldatenkleidung 
rascher abgenützt wird. Worin stecken nun die Bodenkosten für das 
Heer? Zu einem ganz kleinen Teile in dem Boden, der durch die 
Kasernen und ihre Höfe, durch Truppenübungsplätze und Schieß- 
stände der Gütererzeugung entzogen ist. Zu einem etwas größeren 
Teile in dem Boden, der das Futter für die Kavalleriepferde und 
für die Pferde der Feldartillerie liefert; denn diese Pferde würden 
überhaupt nicht gehalten werden, wenn wir kein Heer hätten. Dieser 
Boden zählt bei der Berechnung mit; denn ein Pferd braucht zu 
seiner Ernährung etwa dreimal so viel Boden als ein Mensch. 
Immerhin wird nur ein Achtzigstel des gesamten Dolksbodens dem 
Heere geopfert. 
Dergleichen wir nun diese Kosten mit den Zysten des Alkohols. 
Erst die Arbeitskosten. Der Alkohol nimmt ein Zehntel der deutschen 
Volksarbeit, das Heer ein Zwanzigstel in Anspruch; die Arbeitskosten 
beider verhalten sich also wie 2 zu 1. Würde die Alkoholerzeugung 
auf die Hälfte beschränkt, so könnten die Arbeitskosten des Heeres da¬ 
mit gedeckt werden. Die Bodenkosten des Alkohols betragen ein 
Zehntel, die des Heeres nur ein Achtzigstel des Volksbodens; die 
Bodenkosten beider verhallen sich also wie 8 zu 1. Die Einschränkung 
der Alkoholerzeugung würde also die Bodenkosten des Heeres reichlich 
decken. Wie kommt es nun, daß die Leute die Heereslasten als die 
größten Lasten des Deutschen Reiches ansehen, unter denen Deutsch¬ 
land vielleicht einmal zusammenbrechen könnte, daß sie aber niemals 
über die hohen Kosten des Alkohols klagen? Wie ist dieser Irrtum 
entstanden? Immer wieder aus dem Versuche, sich die Kosten einer 
Sache in Geld zu berechnen und die Summe von mehr als einer 
Milliarde, die das Heer erfordert, der Tatsache gegenüberzustellen, 
daß die Erzeugung von Alkohol dem Staate durch hohe Abgaben 
große Summen einbringt. 
Hier können wir von unsern Feinden lernen. Erzeugung und 
Verkauf von Alkohol sind in Rußland Staatsmonopol, und der Staat 
zog zuletzt daraus jährlich eine Einnahme von 1 Milliarde Rubel, das 
sind 2 160 000 000 Mark. Und doch hat Rußland bei Beginn des 
Krieges ein allgemeines Alkoholverbot erlassen. Die leitenden Staats¬ 
männer werden sicher dabei gewußt haben, daß der Nutzen des Ver¬ 
botes den Ausfall dieser ungeheuren Einnahme, also den Schaden, 
überwiegt. Nicht allein, daß dadurch die Trunksucht gehemmt und die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.