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die Bodenkosten, die die Erzeugung der Kleidung verursacht, sind
nicht zu rechnen; denn in jedem andern Berufe müßten dieselben
Leute auch bekleidet gehen, nur daß vielleicht die Soldatenkleidung
rascher abgenützt wird. Worin stecken nun die Bodenkosten für das
Heer? Zu einem ganz kleinen Teile in dem Boden, der durch die
Kasernen und ihre Höfe, durch Truppenübungsplätze und Schieß-
stände der Gütererzeugung entzogen ist. Zu einem etwas größeren
Teile in dem Boden, der das Futter für die Kavalleriepferde und
für die Pferde der Feldartillerie liefert; denn diese Pferde würden
überhaupt nicht gehalten werden, wenn wir kein Heer hätten. Dieser
Boden zählt bei der Berechnung mit; denn ein Pferd braucht zu
seiner Ernährung etwa dreimal so viel Boden als ein Mensch.
Immerhin wird nur ein Achtzigstel des gesamten Dolksbodens dem
Heere geopfert.
Dergleichen wir nun diese Kosten mit den Zysten des Alkohols.
Erst die Arbeitskosten. Der Alkohol nimmt ein Zehntel der deutschen
Volksarbeit, das Heer ein Zwanzigstel in Anspruch; die Arbeitskosten
beider verhalten sich also wie 2 zu 1. Würde die Alkoholerzeugung
auf die Hälfte beschränkt, so könnten die Arbeitskosten des Heeres da¬
mit gedeckt werden. Die Bodenkosten des Alkohols betragen ein
Zehntel, die des Heeres nur ein Achtzigstel des Volksbodens; die
Bodenkosten beider verhallen sich also wie 8 zu 1. Die Einschränkung
der Alkoholerzeugung würde also die Bodenkosten des Heeres reichlich
decken. Wie kommt es nun, daß die Leute die Heereslasten als die
größten Lasten des Deutschen Reiches ansehen, unter denen Deutsch¬
land vielleicht einmal zusammenbrechen könnte, daß sie aber niemals
über die hohen Kosten des Alkohols klagen? Wie ist dieser Irrtum
entstanden? Immer wieder aus dem Versuche, sich die Kosten einer
Sache in Geld zu berechnen und die Summe von mehr als einer
Milliarde, die das Heer erfordert, der Tatsache gegenüberzustellen,
daß die Erzeugung von Alkohol dem Staate durch hohe Abgaben
große Summen einbringt.
Hier können wir von unsern Feinden lernen. Erzeugung und
Verkauf von Alkohol sind in Rußland Staatsmonopol, und der Staat
zog zuletzt daraus jährlich eine Einnahme von 1 Milliarde Rubel, das
sind 2 160 000 000 Mark. Und doch hat Rußland bei Beginn des
Krieges ein allgemeines Alkoholverbot erlassen. Die leitenden Staats¬
männer werden sicher dabei gewußt haben, daß der Nutzen des Ver¬
botes den Ausfall dieser ungeheuren Einnahme, also den Schaden,
überwiegt. Nicht allein, daß dadurch die Trunksucht gehemmt und die