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kann nichts wachsen. Es gilt aber auch für viele andere Gebrauchs¬
gegenstände, da die chemischen Vorgänge, die bei der Erzeugung so
vieler Güter eine Rolle spielen, zum großen Teile ohne die Luft nicht
möglich sind. Aber die atmosphärische Luft ist in jeder beliebigen
Menge vorhanden. Ich kann jederzeit von ihr nehmen, soviel ich will,
da sie von selbst nachströmt. Und deshalb gehört sie nicht zu den
Kosten der Güter. Das ist auch der Grund, weshalb wir die Luft
nicht neben Arbeit und Boden zu den volkswirtschaftlichen Bestand¬
teilen der Güter gezählt haben. Denn die Güter enthalten zwar
Luft in derselben Weise, wie sie Arbeit und Boden enthalten, aber
diese Tatsache ist volkswirtschaftlich gänzlich belanglos.
Gehört nun auch das Geld zu den volkswirtschaftlichen Kosten
der Güter? Um dies zu entscheiden, müssen wir uns die Frage vor¬
legen, ob das Volk auch Geld opfern muß, um die Güter zu erzeugen.
Das ist offenbar nicht der Fall. Das Geld dient nur dem Austausch
der Güter. Dabei wird es aber nur -gebraucht, nicht verbraucht.
Es wechselt nur den Besitzer, ohne an Menge durch den Tausch zu-
oder abzunehmen. So notwendig also auch das Geld für den Ver¬
kehr ist, so wird es doch nicht vom Volke geopfert. Es gehört daher
nicht zu den gesellschaftlichen oder volkswirtschaftlichen Kosten.
Das widerspricht der landläufigen Anschauung, und wir müssen
daher bei diesem Punkte noch etwas verweilen. Auch wenn von
volkswirtschaftlichen Kosten die Rede ist, denkt man in der Regel nur
an Geld, so sehr sind wir gewöhnt, bei der volkswirtschaftlichen Be¬
trachtung der Dinge ohne weiteres die privatwirtschaftlichen Be¬
ziehungen anzuwenden. So hört man z. B.: Der Nord-Ostseekanal
hat viele Millionen Mark verschlungen oder für den Bau von neuen
Häusern müssen wir alljährlich viele Millionen opfern. Aber diese
Redeweise ist nicht richtig. Denn das Geld ist durch den Nord-Ost¬
seekanal nicht verschlungen worden, da es heute noch vorhanden
ist. Es hat nur den Besitzer gewechselt, ist aber dem Volke nicht ver¬
loren gegangen. Ebenso ist es in allen anderen Fällen. Wenn daher
von volkswirtschaftlichen Kosten die Rede ist, so müssen wir lernen,
dabei nicht ans Geld, sondern an die wirklichen Kosten der Güter zu
denken, nämlich an Arbeit und Boden. Wir müssen uns jedesmal
fragen: wieviel Arbeit und Boden muß das deutsche Volk für einen
bestimmten Erzeugungszweig oder für eine volkswirtschaftliche Ein¬
richtung in einem Jahre opfern? Es wird uns dies noch klarer werden,
wenn wir zwei besonders wichtige Beispiele etwas näher betrachten.
Die volkswirtschaftlichen Rosten der Güter sind Arbeit und Boden.