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schrift einer Baseler bischöflichen Urkunde vom Jahre 1095 zeigt 
19 Personen, die den Namen „Berthold" führen. So machte sich 
eine genauere Bezeichnung allmählich zu einem Gebote der Not¬ 
wendigkeit. 
Um zu wissen, welcher Hermann, Berthold, Heinrich oder 
Johannes gemeint sei, mußten allerhand Zusätze gemacht werden, 
wodurch die einzelnen Namensträger genauer gekennzeichnet wurden. 
Am nächsten lag nun, daß sich der Unterzeichnende den Namen 
seines Vaters als Unterscheidungsmerkmal beilegte, wie das ja schon 
im Altgermanischen geschieht: Hiltibrand, Heribrantes simu; Sieg¬ 
fried, Siegmunds sun. Merkwürdiger Weise fügte man den Vater¬ 
namen ebensowohl im Nominativ als im Genitiv seinem Tauf¬ 
namen bei, also neben Arnoldi, Friedrichs, Seyfritz (Siegfrieds), 
auch Arnold, Friedrich, Seyfert. 
In weit größerer Zahl als die Vollnamen wendete man aber 
die sogenannten Kosenamen mit und oh ne Verkleinerungssilben 
zur Geschlechts- oder Familienbezeichnung an, wohl weil in dieser 
Schmeichelform bald die ursprüngliche Bedeutung als Taufname 
schwand. So bildeten sich Fülln aus Kuono-Konrad; Ott aus 
Otto; Thiel aus Thielo; Heyn aus Heine - Heinrich usw. 
Die Verkleinerungssilben, je nach Landschaft'und 
Mundart verschieden, erzeugen wieder einen unendlichen Reichtum 
an neuen Wortformen. So ist die verbreitetste süddeutsche Ab¬ 
leitung von Dietrich, Dieter-Diesel, von Markwart, Markart- 
Merkel. Die bayrischen Formen heißen nun Ditl, Merkl, die 
schwäbischen Dietle, Dieterle, Merkte, die schweizerischen Dietli, 
Merkli, Märkli. Norddeutschland gebraucht zu seinen Verkleinerungs¬ 
formen hauptsächlich ke, ken und allen z. B. Reinicke, Reinke, 
Bennecke, Berndellen, Heineken, Heiniellen. 
Auch die kirchlichen Namen, aber mit gleich vielen Wand¬ 
lungen, kamen als Familienbezeichnung in Gebrauch. Nikolaus 
wurde zu Nickel, Klaus, Claus, Klas und Glas, „Andreas" zu 
„Enders" und „Drewes". Auch an Zusammensetzungen wie Ander¬ 
solln, Matthisson, Petersohn, genitivischen Formen wie Pauli, 
Matthiae, Michaelis und Verkleinerungen wie dahnke (aus 
„Johannes"), Köbke (aus „Jakob"), fehlte es nicht. 
Doch selbst die Unmenge ehemaliger Taufnamen reicht nicht 
an die Zahl derjenigen Geschlechtsbenennungen heran, die einen 
ganz äußerlichen Ursprung genommen hat. 
Schon in Urkunden aus frühester germanischer. Zeit sinden sich 
da und dort Zusätze, die den Stand oder das Gewerbe einer 
Persönlichkeit angeben zu deren näherer Kennzeichnung: Ufitahari 
papa (der Pfarrer), Merila bokareis (der Wucherer d. i. der 
Schreiber) find solche Benennungen aus gotischer Zeit. Später 
finden sich folgende Zusätze: „Hermann der Perchmayster" (1290,)
	        
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