II. Wirtschaftliche und soziale
Zeitfragen.
Ä?ir haben bisher von geschichtlichen Entwicklungen des
wirtschaftlichen und sozialen Lebens gesprochen, die wir heute
bereits überschauen und beurteilen können, weil wir ihre Folgen
kennen. Unter „Zeitfragen" sind im Gegensatz dazu Probleme
zu verstehen, die noch mitten in der Entwicklung begriffen sind,
an denen gearbeitet wird, an denen alle Zeitgenossen bestrebt
sein müssen denkend und handelnd teilzunehmen, die auch
der Staat durch Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik zu beein¬
flussen sucht. Dabei ist das Wort „sozial" von seiner ursprüng¬
lichen Bedeutung „gesellschaftlich" etwas abgerückt. Wir ge¬
brauchen es heute fast ausschließlich für Fragen, die die unteren
Klassen der Gesellschaft betreffen.
Unter Sozialpolitik versteht man planmäßige Maßnahmen
zur Regelung und Besserung wirtschaftlicher und sozialer Not¬
stände.
Um Tatsachen und Zustände zu erkennen, die noch nicht der
Geschichtsschreibung zu entnehmen sind, bedient man sich als
Grundlage der Statistik. Sie ist die Wissenschaft, die die Zu¬
sammensetzung und Bewegung des sozialen und wirtschaftlichen
Lebens zahlenmäßig erfaßt und verfolgt, indem sie Einzeldinge
und -geschehniffe sammelt und nach gemeinsamen Merkmalen
gliedert.