Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in der Volksschule

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Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter 
und mit Seide und Silber ausgestickte Pantoffeln, ln aller Eile 
zog es die Kleider und die Pantoffeln an und ging zur Hochzeit. 
Seine Schwestern aber und die Stiefmutter kannten es nicht und 
meinten, es müßte eine fremde Königstochter sein, so schön sah 
es in dem goldenen Kleide aus. An Aschenputtel dachten sie 
gar nicht und glaubten, es säße daheim und suchte die Linsen 
aus der Asche. Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es 
bei der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch sonst mit 
niemand tanzen und ließ ihm die Hand nicht los. Wenn ein 
anderer kam, es aufzufordern, sprach er: „Das ist meine Tänzerin!“ 
- Es tanzte, bis es Abend war. Da wollte es nach Hause gehen. 
Der Königssohn aber sprach: „Ich gehe mit und begleite dich;“ 
denn er wollte sehen, wem das schöne Mädchen angehörte. Sie • 
entwischte ihm aber und sprang in das Taubenhaus. Nun wartete 
der Königssohn, bis der Vater kam, und sagte ihm, das fremde 
Mädchen wäre in das Taubenhaus gesprungen. - 
Der Alte dachte: „Sollte es Aschenputtel sein?“ Sie mußten 
ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzwei¬ 
schlagen konnte; aber es war niemand darin. Und als sie ins 
Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in 
der Asche, und ein trübes Öllämpchen brannte im Schornstein. 
Aschenputtel war nämlich geschwind aus dem Taubenhaus hinten 
hinabgesprungen und war zu dem Haselbäumchen gelaufen. Da 
hatte es die schönen Kleider abgezogen und aufs Grab gelegt. 
Der Vogel hatte sie wieder weggenommen. Dann hatte es sich in 
seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt. 
VI. 
Als am andern Tage das Fest von neuem begann und die 
Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel 
zu dem Haselbaum und sprach: 
„Bäumchen, rüttel’ dich und schütte!' dich, 
wirf Gold und Silber über mich!“ 
Da warf der Vogel ein viel schöneres Kleid herab als am 
vorigen Tage. Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit 
erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königs¬ 
sohn aber hatte gewartet, bis es kam, nahm es gleich bei der
	        
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