stuf dem Stcmbesamtc,
„von der wiege bis zum Grabe/'
Dem jungen Meister Bindewald war ein Zahn geboren
worden, vor Zreude strahlend hatte Vindewald, der rührige und
vielbeschäftigte Inhaber einer gutgehenden Tischlerei, eben seine
Werkstatt betreten, hell schien die Morgensonne durch die großen
Zensier. Oes Meisters kunstfertige Hand glitt prüfend über die
Politur einer neuen wiege, die er selbst gefertigt hatte. Dabei
sah er so glücklich drein, daß sein Altgeselle sagte: „wie wird sich
die Meisterin freuen!"
„Ich habe ihr noch gar nichts davon gesagt. — Doch nun geben
Sie mal acht! Ich muß jetzt aufs Standesamt und weiß nicht, ob in¬
zwischen der Ratsschreiber Engelbert herkommt. Er wollte heute
sehen, wie weit wir seine Ausstattung fertig haben. Zeigen Sie
ihm die Schränke! hängen Sie die Sachen aber gleich wieder zu
und fragen Sie ihn, ob der Ausziehtisch zwei oder drei Einlagen
haben soll."
währenddessen hatte Meister Lindewald die Schürze an den
Nagel gehängt. Mit einer Rleiderbürste strich er jetzt die Sägespäne
aus den Hosenfalten, zog darauf einen bessern Nock an und ging.
„Oer Meine schläft noch," sagte er leise für sich, als er von
der Straße aus zu dem zweiten Stockwerk hinaufsah. „Gut, daß die
Mutter, die Großmutter (verbesserte er sich), zur pflege herein¬
kommen konnte." Schnell schritt er nun die Gasse hinunter, quer
über den Marktplatz, an dem Rathause vorüber, h dem Hause zu,
wo über einer Tür das Wort „Standesamt" zu lesen war.
von der andern Seite kam eine abgehärmte Zrau in dürftigen
Trauerkleidern heran. Oer Tod hatte ihr gestern den Gatten ge¬
nommen.
„hat er viel leiden müssen, Zrau Rramer?"
„Zuletzt nicht mehr. Er ruht in Frieden. Aber wir! was
soll aus meinen fünf Rindern werden?"
i) 3n kleinen Ztädten befindet sich das Ztandesamt auf dem Rathause.
Meister Bindewald als Bürger. ^Gewerbl. Nusg. f. Preußen. t