Full text: Meister Bindewald als Bürger

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Meister nach Zeierabend sich im Kreise der Zamilie erholt, sich seinen 
Rindern widmet, hart arbeitend aber — sein eigener Herr.- 
„Nun bitte ich Sie," fuhr der andere fort, „kann ich mich hier 
erholen nach der chual der Arbeit — ich danke! Guten übend, Zrau." 
Er begleitete Wilhelm weiter, weil er in seinen Verein wollte, 
„va treffe ich Genossen, mit denen ich schon seit 15 Jahren bekannt 
bin. Man schimpft sich da die Leber rein." 
Wilhelm bedachte seine jungen Jahre, darum schwieg er. 
über er fühlte, daß der Mann etwas falsch mache, seit 15 Jahren 
falsch gemacht habe. 
Beim Heimweg gingen ihm noch andere ernste Gedanken 
durch den Ropf: Große Schiffe können nicht von Schlosser- und 
Tischlermeistern gebaut werden. Oie große Rapitalsvereinigung 
für große Zwecke ist von je notwendig gewesen. Nur wer ganz 
große Geldsummen besitzt, kann so etwas anfangen, wenn er daneben 
Renntnisse besitzt, wie ich sie nicht habe und auch mit allem Zleiß 
nicht erringen kann. Tausend, Tausende von tüchtigen ehrenwerten 
Arbeitern, die wie ich selbst, ihre Zache gründlich verstehen, müssen 
deshalb auf Selbständigkeit verzichten — aber sie müßten doch 
auch ein zufriedenes Leben führen können, was meine Arbeits¬ 
genossen wirklich nicht führen. 
In ihm bäumte sich etwas auf. Nein, rief es, das soll nicht mein 
Schicksal sein. Ja, wenn es möglich wäre, daß die Arbeitgeber 
den Angestellten ein mit den Jahren steigendes Lohn geben könnten — 
wie in den Bergwerken, wenn, — wenn dem Herzen des Arbeiters 
in seinem Beruf die Hoffnung auf mit den Jahren steigendes Ein¬ 
kommen gegeben werden könne- 
„Du bist ja nicht Negente, 
der alles führen soll —" 
Es ist doch ein Schatz, um die Weisheit alter Lieder und Sprüche. 
Jeder ist seines Glückes Schmied — auch ein Tischlergeselle wie er. 
Oer Namerad hat es seit 15 Jahren falsch gemacht. Er hat 
mir erzählt, daß er für Bier, Zigarren und Beiträge täglich M. 1.— 
verbrauche; macht M. 360.— im Jahre, hätte in 15 Jahren M. 5400.— 
gemacht- mit Zins und Zinseszins M. 8000.—. Damit könnte 
er sich nun ein kleines Eigenheim kaufen. Oie Miete würde für die 
bessere Nost seiner Rinder bleiben. Gemüse könnte er selbst bauen.— 
Wilhelm wohnte in einer ruhigen, luftigen Straße. In der
	        
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