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Da dachte Tag und Nächte die alte Gerlind,
Wie sie es noch rächte, daß Hettel für sein Kind
Ihren Sohn Hartmuͤten gewagt zu verschmähen;
Waten und Fruten möchte sie wohl beide hängen sehen.
Da sprach der König Ludwig: „Aus der Normannen Reich
Rüst ich mich zur Heerfahrt mit meinen Recken gleich.
Ich mag in kurzen Zeiten zwanzigtausend Mannen
Wohl zu der Fahrt gewinnen: so führen wir Gudrunen bald von dannen.
Da sprach der junge Hartmut: „Und könnte das geschehn,
Daß ich Hildens Tochter hier sollte sehn,
Weite Fürstenreiche wollt' ich dafür wohl lassen,
Daß ich die Sondergleiche mit dem Arme freundlich dürft' umfassen.“
Eilends zu der Reise rüsteten sie sich.
Die guten Schiffleute gewann da Ludewig,
Die solche Meerstraßen manchmal schon gezogen.
Rach dei hohen Solde mußten sie sich muͤhen durch die Wogen.
Ich weiß nicht, wie sie endlich dahin gekommen sind;
Sie brachten doͤrt in Nöte gar mancher Mutter Kind.
Bald haiten sie die Fluten gen Ortland getragen,
Eh' es Hettel meinte, daß sie sahn, wo Hildens Burgen lagen.
Ludwig, der Normann, ließ vor dem Strand
Die Anker niedersenken: auch bat er sie gesamt,
Daß sie von den Schiffen, so schnell sie könnten, gingen:
Es war der Burg so nahe, sie sorgten, daß es sähn die Hegelingen.
Nun schickte seine Boten Hartmut hindann.
Da ward der schönen Hilde balde kundgetan
Und ihrer lieben Tochter: Wenn es so sich füge,
Er woll' um ihre Minne tun, was ihnen beiden genüge.
Da sprach das edle Mägdlein: „Vas lass ich nie geschehn,
Daß der kühne Hartmut sollte mit mir stehn
Vor unser beiden Freunden unter Königskrone:
Er ist geheißen Herwig, dem ich den guten Willen lohne.
Dem bin ich versproͤchen, zum Manne nahm ich ihn;
Auch wählt' er mich zuin Weibe: gern dem Recken kühn
Gönn' ich aller Ehren, die er mag erleben:
Wie lang mein Leben wäre, andern Freundes will ich mich begeben.“
Da brachten diese Märe die Boten an die Statt
Zurück, von wo sie Hartmut jüngst auszureiten bat.
Entgegen lief er ihnen und frug, wie es ergangen,
Ob sie die edle Gudrun mit ihrer Botschaft freundlich hab' empfangen.
Ihrer einer sprach zum Recken: „Euch ward hiemit versagt:
Einen Liebsten habe die herrliche Magd,
Den sie von Herzen minne vor allem Volk der Erden;
Und wollt Ihr Wein nicht trinken, so soll Euch heißes Blut geschenket werden.
„Ach meiner Schande!“ sprach da Hartmut,
„In meinem d wehe mir diese Rede tut.
Nach besserm Freunde will ich nun nie im Leben fragen
Als, die mir helfen streiten.“ Da sprangen auf, die am Gestade lagen
Ludwig und Hartmut führten ihr Heer
Mit fliegenden Fahnen zorniglich einher.