III. Unsere Marine 
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jahrzehntelang geschickt und erfolgreich gearbeitet, und groß war immer 
der Jubel der Deutschen im Auslande, wenn sie einmal wieder die deutsche 
Kriegsflagge an Bord eines imponierenden, starken und modernen deutschen 
Kriegsschiffes wehen sehen konnten. Freilich wurde ihnen diese Gelegenheit 
nicht oft genug geboten, wie wir schon gesehen haben, war der Ausbau der 
deutschen Flotte, als der Krieg ausbrach, noch nicht beendet, und die heimische 
Flotte mußte als die wichtigere zuerst ausgebaut werden. Anderseits zwang 
uns schon seit vielen fahren die unsichere politische Lage in Europa, so viele 
unserer Kriegsschiffe wie irgend angängig in unsern heimischen Gewässern 
der Nordsee und der Ostsee zu vereinigen, wird die deutsche Heimatflotte 
vernichtet, so helfen Teilsiege der Auslandschiffe nichts. Bleibt aber die 
Heimatflotte erfolgreich, so werden damit nach dem Kriege alle Mißerfolge 
und Verluste auf und über den Ozeanen, wie Vernichtung unserer Ozean¬ 
kreuzer, Wegnahme unserer Kolonien und unserer Handelsflotte, mit Zinsen 
wieder gutgemacht. Mit andern Worten soll das heißen, daß in einem 
großen Kriege die Entscheidung nicht nur zu Lande, sondern auch auf dem 
Wasser in derheimat fällt, nicht auf den Ozeanen und in denKolonien. Des¬ 
wegen wurden nur so viele Schiffe im Auslande stationiert, wie dort ganz 
unbedingt notwendig waren und wie man sie hier entbehren zu können 
glaubte. Dazu kommt aber noch eines: Das Deutsche Reich hatte bei Aus¬ 
bruch des Krieges an den Ozeanen nur einen einzigen wirklichen Stützpunkt, 
nämlich Kiautschou. England und Frankreich, zusammen noch mit Japan 
und Rußland, besitzen aber viele Dutzende solcher Stützpunkte, nämlich 
befestigte väfen mit Reparaturwerkstätten für Kriegsschiffe, mit Lagern 
von Munition und Vorräten aller Art, hauptsächlich an Kohlen. Dorthin 
kommen dann die Schiffe, wenn sie ihre Vorräte ergänzen müssen. Dort¬ 
hin flüchten sie sich, wenn sie durch übermächtige Feinde bedrängt werden 
oder in einem Gefecht oder durch Unglücksfälle Beschädigungen erlitten 
haben. Ozeankreuzer, die im großen Kriege über solche Stützpunkte nicht 
verfügen, sind ganz heimatlos und stützenlos. Sie müssen ihre Kohlen und 
andere Vorräte aus Handelsdampfern des Feindes nehmen, denen sie be¬ 
gegnen, sind also auf günstige Zufälle angewiesen. Laufen sie einen neu¬ 
tralen blasen an, so dürfen sie dort freilich kurze Zeit weilen, können aber 
sicher sein, daß sich sofort überlegene Kreuzer des Feindes außen vor dem 
blasen sammeln, um sie nach ihrem herauskommen zu vernichten. 
Kiautschou war der einzige deutsche Stützpunkt, und dieser wurde gleich 
zu Anfang des Krieges zu Lande und zur See von den Japanern angegriffen. 
Er war also für unsere Auslandskreuzer nicht benutzbar. So glänzend sich 
während dieses Krieges die deutschen Ozeankrenzer gehalten und geschlagen 
haben, so konnten sie doch, besonders wenn sie einzeln waren, wie „Emden" 
und „Königsberg", keinen wesentlichen Einfluß auf den Gang des Krieges 
ausüben. Immer nach einer gewissen Zeit war die Zahl ihrer Verfolger 
so groß, daß sie sich ihnen nicht mehr entziehen konnten. Damit soll nicht 
gesagt sein, daß es nicht auch Ausnahmen geben könnte, sondern es soll nur 
ein Beispiel sein für die überaus schwierige Lage von Auslandschiffen im 
Kriege, falls sie nicht über zahlreiche Stützpunkte verfügen.
	        
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