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namentlich der Regentage, und eine gleichzeitige Beobachtung des Wassers im Brun¬
nen, Bache oder Teiche das Steigen und Fallen desselben ohne Weiteres deutlich
machen; desgleichen die Zeit des Aus- und Untergangs der Sonne, die Zu- und Ab¬
nahme der Tageslänge erklären; die Zunahme der Tage im Frühjahr und das An¬
schwellen der Knospen die Wirkung des erwärmenden und belebenden Sonnenlichtes
ahnen lassen; das allmähliche Entfalten, Wachsen, Blühen, Fruchtbilden und Ver¬
gehen einer Pflanze auf den stets sich erneuernden Kreislauf im Lebe» der Natur
führen :c. Sv schwierig eine solche Anleitung zur fort und fort wiederkehrenden
Beobachtung eines und desselben Gegenstandes nun im Schulunterricht und nament¬
lich auf der untersten Stufe desselben auch ist, so läßt sich doch das Eine oder Andere
sehr wohl ausführen. Die nachfolgenden Blätter werden an mehreren Stellen dar¬
aus zurückkommen, auf welche hier denn des Weiteren verwiesen wird. Nur so viel
sei hier noch bemerkt, daß eben durch die Erkennung des Zusammenhangs in den
Naturerscheinungen und den Verhältnissen der einzelnen Gegenstände zu einander erst
das rechte Interesse an der Natur entsteht, der Sinn für eigene und immer tiefere
Forschungen erwacht und rege gehalten wird und endlich sicher zum Bewußtsein des
Urquells führt, dem Jegliches sein Sein und Werden verdankt.
Monat April.
30 Tage.
Im April beginnt in der Regel das neue Schuljahr und mit
demselben des Lehrers Arbeit an den neu aufgenommenen Schülern.
Für sie ist der Eintritt in die Schule meistens der erste Schritt ins
öffentliche Leben. Das Haus ist fortan nicht ausschließlich der
Centralpunkt ihres Denkens und Handelns, sondern mehr nur eine
Zufluchtsstätte, von der aus sie zu andern, nicht häuslichen Dingen in
ein bestimmtes Verhältnis treten und die ersten Versuche zu einem
neuen selbstständigen Leben machen. Je inniger sie nun bisher mit
dem Hause verknüpft waren, desto schwerer wird natürlich die Tren¬
nung davon. Freueten sich auch manche anfänglich auf den Schul¬
besuch, so war diese Freude doch nur in Unkenntnis über die neuen
Zustände begründet und mehr eine Folge vom Reiz der Neuheit.
Sie verwandelt sich daher nur zu oft und zu leicht in Schmerz
und Unlust, wenn die Ahnung in ihnen erwacht, was es mit dem
Schulleben eigentlich für eine Bewandtnis für sie habe. Sobald sie
fühlen, daß es mit dem ungebundenen Leben und Treiben, mit der
freien Selbstbestimmung und Verwerthung ihrer Zeit, mit der un¬
gestörten Verwendung ihrer Spielsachen und mit dem ungehemmten
Nachgehen ihrer besonderen Neigungen ein Ende hat, tritt nicht
selten statt rer anfänglichen freundlichen Gesinnung für die Schule
eine Abneigung gegen dieselbe ein. Hier gilt es nun von Seiten
des Lehrers, Alles aufzubieten, was in seinen Kräften steht, um
ihnen den Uebergang vom häuslichen Still- zum öffentlichen Schul-
lcben so leicht und angenehm wie möglich zu machen. Dazu eignet
sich aber kein Unterrichtsgegenstand neben dem Religionsunterrichte
so sehr, wie die Heimatskunde. Sie lehrt ja, alles das genau und
sorgfältig betrachten, was bisher des Kindes Aufmerksamkeit fesselte;
sie führt es tiefer in die Sache hinein und lenkt den Blick auf
Umstände, die seinem Auge bisher verborgen blieben, und tritt da¬
durch nicht nur vermittelnd zwischen das Sonst und Jetzt seines Le-