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4. Die Fenster auf! die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Und wenn ihr noch nicht öffnen woll
Er hat viel Dienerschaft im Sold,
Die ruft er sich zur Hilfe her
Und pocht und klopfet immer mehr.
Geschwinde, geschwinde!
5. Die Fenster auf! die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Es kommt der Junker Morgenwind,
Ein pausebackig rotes Kind,
Und bläst, daß alles klingt und klirrt,
Bis seinem Herrn geöffnet wird.
Geschwinde, geschwinde!
6. Die Fenster auf! die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Es kommt der Ritter Sonnenschein,
Der bricht mit goldnen Lanzen ein,
Der sanfte Schmeichler Blütenhauch
Schleicht durch die engsten Ritzen auch
Geschwinde, geschwinde!
7. Die Fenster auf! die Herzen auf!
Geschwinde, geschwinde!
Zum Angriff schlägt die Nachtigall,
Und horch, — und horch, — ein Wiederhall,
Ein Wiederhall aus meiner Brust!
Herein, herein, du Frühlingslust,
Geschwinde, geschwinde!
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16. Der Prühling.
Karl Haat. Zehn Anschauungskreise. Reval, 1875. 8. 120.
Schon im Monat März kann man bemerken, dat der
Winter nieht mehr alleiniger Herr auf Erden ist. Die
Tage werden länger, und in den Mittagsstunden ist es
schon ziemlich warm; darum schmelzen auch Schnee und
Eis allenthalben. Auf Wiesen und Saatfeldern sprossen
die jungen Grasspitzen hervor, und da und dort gewabhrt