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9. Ordnung: Die Fischsaugetiere oder Wale.
24. Der grönländische Walfisch.
(Leseb. II, 55.)
Der Walfisch, der in den kälteren Meeren, besonders an der Westküste
Grönlands lebt, ist das größte der bekannten Tiere. Sein sischähnlicher Leib
erreicht die stattliche Länge von 20 und mehr m und ein Gewicht von 100 t
(so viel wiegen etwa 25 Elefanten oder 80 Ochsen). Er ist mit einer starken,
pergamentartigen, nackten Haut bedeckt, welche auf dem Rücken samtschwarz,
auf der Bauchseite weiß gefärbt ist. Der Kopf nimmt ein Drittel der ganzen
Körperlänge ein. Die verhältnismäßig kleinen Augen (nicht größer als die
des Ochsen) stehen unmittelbar hinter den Mundwinkeln: die Nasenlöcher sind
an den höchsten Teil des Kopfes gerückt; die äußeren Ohren fehlen. Statt
der Zähne sind an beiden Seiten der Oberkinnlade zusammen etwa 360 drei¬
seitige Hornplatten. Barten genannt, welche das Fischbein liefern, und von
denen die größten 4—5 m lang werden. Schließt der Wal sein Maul, so
berühren die Barten mit ihrem unteren Teil die unbewegliche Zunge (diese
ist ein 5—6 m langer, 3 m breiter und 400 kg schwerer Fettklumpen) und
machen auch der kleinsten und schlüpfrigsten Beute den Ausweg unmöglich.
Die Vorderglieder sind in 14/2 m breite und 2 m lange Flossen oder Finnen
umgestaltet. Die hinteren Gliedmaßen fehlen; als Ersatz für dieselben hat
er eine 5—6 m breite Schwanzflosse, welche aber nicht wie bei den Fischen
senkrecht, sondern wagrecht gestellt ist, und ihm als vorzügliches Bewegungs¬
organ und vernichtendes Verteidigungsmittel gleich gut dient. Mit einem
einzigen Schlag zertrümmert er das stärkste Boot oder schleudert es in die
Luft. Die Nahrung des größten Tieres der Erde besteht aus kleinen, un¬
bedeutenden Weich- und Schattieren und Würmern, von denen manche kaum
mit dem Auge sichtbar sind; denn die außerordentlich enge Schlundöffnung
gestattet dem Meeresriesen nicht, größere Bissen zu nehmen. Im Frühjahr
erblickt man bei den Weibchen nicht selten ein Junges von etwa 4 in Länge,
für welches die Mutter viel Liebe zeigt. Der Walfisch ist ein gewandter
Schwimmer und vermag wie ein Dampfschiff in einer Stunde 4 Meilen zurück¬
zulegen. Der Atmung wegen kommt er zeitweise an die Oberfläche und stößt
die warme, wasserdunstreiche Luft durch die zum Scheitel hinaufgerückten Nasen¬
löcher (Spritzlöcher) aus. Fischbein und Tran des Walfisches sind geschätzte
Artikel; aus einem nicht ungewöhnlich großen Wal läßt sich ein Erlös von
15 000 Mk. erzielen. Die Polarvölker genießen den Tran und das Fleisch.
Die Fischsäugetiere haben einen langgestreckten, fischäbnlichen, meist nackt¬
häutigen Körper, welcher in eine wagrecht gestellte, kräftige Schwanzflosse endigt.
Die Vorderbeine sind zu Armflossen umgebildet, die Hinterbeine fehlen. Die Nasen¬
löcher sind oben an der Stirn. Die Waltiere leben in den Weltmeeren, zu ihnen
gehören außer dem Walfisch der Pottwal oder Pottfisch, der Narwal
oder das See-Einhorn, die Delphine und die Seekühe.
10.) 11., 12. Ordnung: Zahnarme Tiere, Beuteltiere,
Schnabeltiere.'
1. Zu den zahnarmm Tieren, welche ihren Namen davon haben, daß ihnen
die Zähne ganz oder teilweise fehlen, gehört das Faultier, der Ameisen¬
fresser, das Gürteltier und das Schuppentier.