Full text: [Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8] (Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8)

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sprach der Riese, „du Wicht, den ich zwischen den Fingern 
zerdrücken kann, du willst mir den Weg vertreten? Wer bist* 
du, dass du so keck reden darfst?“ — „Ich bin der Tod,“ er¬ 
widerte der andere, „mir widersteht niemand, und auch du 
musst meinen Befehlen gehorchen.“ Der Riese aber weigerte 
sich und fing an, mit dem Tode zu ringen. Es war ein langer, 
heftiger Kampf; zuletzt behielt der Riese die Oberhand und 
schlug den Tod mit seiner Faust nieder, dass er neben einem 
Steine zusammensank. Der Riese ging seiner Wege, und der 
Tod lag da besiegt und war so kraftlos, dass er sich nicht 
wieder erheben konnte. „Was soll daraus werden,“ sprach er, 
„wenn ich da in der Ecke liegen bleibe ? Es stirbt niemand 
mehr auf der Welt, und sie wird so mit Menschen angefüllt 
werden, dass sie nicht mehr Platz haben, neben einander zu 
stehen. “ 
Indem kam ein junger Mensch des Wegs, frisch und ge¬ 
sund, sang ein Lied und warf seine Augen hin und her. Als 
er den halb Ohnmächtigen erblickte, ging er mitleidig heran, 
richtete ihn auf, flöfste ihm aus seiner Flasche einen stärken¬ 
den Trank ein und wartete, bis er wieder zu Kräften kam. 
„Weifst du auch,“ fragte der Fremde, indem er sich aufrichtete, 
„wer ich bin, und wem du wieder auf die Beine geholfen hast?“ — 
„Nein,“ antwortete der Jüngling, „ich kenne dich nicht.“ — „Ich 
hin der Tod,“ sprach er, „ich verschone niemand und kann auch 
mit dir keine Ausnahme machen. Damit du aber siehst, dass 
ich dankbar bin, so verspreche ich dir, dass ich dich nicht un¬ 
versehens überfallen, sondern dir erst meine Boten senden will, 
bevor ich komme und dich abhole.“ — „Wohlan,“ sprach der 
Jüngling, „immer ein Gewinn, dass ich weiss, wann du kommst 
und so lange wenigstens sicher vor dir hin.“ Dann zog er 
weiter und war lustig und guter Dinge und lebte in den Tag 
hinein. 
Allein Jugend und Gesundheit hielten nicht lange aus; 
bald kamen Krankheiten und Schmerzen, die ihn bei Tage 
plagten und ihm nachts die Ruhe wegnahmen. „Sterben werde 
ich nicht,“ sprach er zu sich selbst, „denn der Tod sendet erst 
seine Boten; ich wollte nur, die bösen Tage der Krankheit 
wären erst vorüber.“ Sobald er sich gesund fühlte, fing er 
wieder an, in Freuden zu leben. Da klopfte ihm eines Tages 
jemand auf die Schulter; er blickte sich um, und der Tod stand
	        
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