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Verbrechen strenge Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person. Im Haus
und im Hoflager hielt er treffliche Ordnung und richtete seine Hof¬
haltung aufs sparsamste ein, obgleich er bei feierlichen Gelegenheiten
Glanz und Pracht liebte. Um die ungeheuren Schulden zu tilgen,
welche teils von seinem Vater hinterlassen, teils während der Vormund¬
schaft durch Ankauf mehrerer Landesteile entstanden waren, bestimmte
er, daß der Aufwand der Hofhaltung allein von den Einkünften der
Herrschaft Gera bestritten, der Ertrag der übrigen Landesteile aber
zur Schuldentilgung verwandt werden sollte, und so gelang es ihm,
den größten Teil der Schulden nach und nach abzutragen. Bei aller
Sparsamkeit aber hatte er immer für Notleidende eine offene Hand
und erwies sich zumal gegen seine treuen Diener gütig und wohl¬
thätig. Besonders aber sparte er nicht, wo es galt, die Wohlfahrt des
Landes zu fördern.
Als ein gottesfürchtiger Herr war er vor allem bestrebt, die reine
Lehre des Evangeliums zu schirmen und zu pflegen und Frömmigkeit
und gute Sitte zu pflanzen. Die ihm von Gott anvertraute Aufsicht
über die Kirche betrachtete er als das edelste Kleinod seines Herrscher¬
amtes und wandte ihr alsbald die größte Aufmerksamkeit zu. Da sich
die kirchlichen Zustände vielfach in Verwirrung befanden und Zucht
und Sitte verfallen waren, veranlaßte er seine Vettern zu einer gemein¬
samen Kirchenvisitation, die in den Jahren 1600 bis 1602 von den
Superintendenten und den tüchtigsten Geistlichen abgehalten wurde.
Da wurden Lehre und Wandel der Pfarrer und Schullehrer, der
religiöse und sittliche Zustand der Gemeinden, die Einrichtung des Gottes¬
dienstes, die Kirchengüter und kirchlichen Gebäude untersucht und neue,
gute Ordnungen getroffen, die Mißbräuche aber beseitigt. Die zu
geringen Besoldungen der Pfarrer und Schullehrer erhöhte Posthumus
aus eigenen Mitteln. Denn er sagte: „Ich bin nach Gottes Willen
Herr im Lande und könnte also auch wohl frei ausgehen; aber weil
mir Gott durch das Predigtamt viel Gutes erwiesen und noch erweist,
so mag und will ich nicht frei sein, sondern das Meinige willig dazu
steuern. Daher soll mir auch von der Steuer zur Erhaltung der
Kirchen und Schulen in meinen Herrschaften gar niemand frei sein." —
So errichtete er an vielen Orten neue Schulen und stellte tüchtige
Lehrer an. Vor allem gründete er in Gera eine Gelehrtenschule, das
Gymnasium illustre, in welchem die künftigen Pfarrer, Beamten und
Ärzte ausgebildet werden sollten, und erbaute ein geräumiges Schul¬
gebäude, in welchem Schulsäle und Wohnungen für Lehrer und Schüler sich
befanden. Diese Schule stiftete viel Segen und wurde weithin berühmt.