Full text: [Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8] (Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8)

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Depesche vom Leuchtturm: Draußen auf den Klippen ist ein 
Schiff gestrandet, Frauen und Kinder sind mit an Bord! Sofort 
erheben sich die wetterfesten Gestalten und eilen über den Deich dem 
Hause des Rettungsbootes zu, so schnell die schweren Stiefel und der 
heftige Sturm es gestatten. Der Weg bis zum Bootshaus ist nicht 
weit. Die großen Flügelthore an den Giebelseiten sind schon geöffnet. 
Das weiß und blau gestrichene Rettungsboot liegt, an starken Tauen 
befestigt, auf einer bis ins Wasser reichenden hölzernen Rutschbahn, 
so daß es bei jedem Wasserstande leicht in die See gebracht werden 
kann. An den Wanden des Häuschens hängen das Ölzeug und die 
Korkwesten für die Bedienungsmannschaften. 
Ohne zu sprechen ziehen die hereingetretenen Männer das Ölzeug 
über ihre Kleider, stülpen den Südwester auf den Kopf und binden 
ihn unter dem Kinn fest; dann noch die Korkweste um den Leib, und 
jeder nimmt seinen Platz im Boote ein. 
Langsam erst gleitet das Boot auf der schrägen Rutschbahn dem 
Wasser zu, dann geht es schneller und schneller, und zuletzt saust das 
stattliche Boot mit großer Schnelligkeit hinunter in die tosende Brandung. 
Hochauf schäumen die Wogen und spritzen ihren Gischt den Männern 
ins Gesicht. „Riemen aus!" kommandiert der Vormann, und die 
langen Ruderstangen tauchen ins Wasser. Trotz des hohen Wellen¬ 
ganges fliegt das Rettungsboot wie eine Möve dahin. Bisweilen wird 
es auch von einem kleinen Schleppdampfer ins Schlepptau genommen, 
damit es schnell nach der weit entfernten Unglücksstelle gelangen kann; 
denn bei solch einem Rettungswerk handelt es sich oft um Minuten. 
Hochauf wie eine Feder wird das Boot von der rasenden See 
gehoben, um gleich darauf wieder in einem Abgrund zu verschwinden. 
Aber die Mannschaft versteht ihr Handwerk. Gleichmäßig tauchen die 
langen, schweren Riemen ins Wasser, und mit starker Hand führt der 
Vormann das Steuer. Mit scharfem Blick beobachtet er die heran¬ 
rollenden Wellen und steuert ihnen geschickt das Boot entgegen. Jetzt 
brüllt eine furchtbare Welle heran und geht über die Mannschaft hin¬ 
weg, das Rettungsboot ganz unter sich begrabend. Aber nein! Dort 
taucht es aus den Fluten auf, als wäre nichts geschehen. Die Männer 
sitzen wie vorher aus den Bänken, und schon arbeiten die Ruder wieder. 
Wie ist das möglich? — Das Boot hat 2 luftdicht gegen einander 
abgeschlossene Boden und vorn und hinten Luftkästen. Dadurch ist 
ihm eine große Schwimmkraft verliehen. Rings um das Boot läuft 
außen eine mit Kork gefüllte Walze die das Anprallen an einen harten 
Gegenstand abschwächt. Damit es nicht umstürzen kann, hat es einen
	        
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