— 202 —
In aller Stille traf Bonaparte seine Vorbereitungen. Von T o n l o n
aus segelte seine Flotte ab. Zwar war der englische Admiral Nelson
dicht hinter ihm; doch gelang es Napoleon, die afrikanische Küste zu er¬
reichen. Bei Alexandria setzte er seine Truppen ans Land, und durch
die Wüste führte er sie dann gen K a i r o. Erst bei den Pyramiden erschienen
die Mameluken in Schlachtordnung. Ihre Reiterhorden wurden in die Flucht
getrieben. Allerdings dauerte die Siegesfreude nicht lange; denn es kam
die schlimme Nachricht, daß die französische Flotte von Nelson bei Abnkir
vollständig zerstört worden sei.
Dem Heere war jetzt der Rückweg abgeschnitten. Außerdem erschien
nun noch ein neuer Feind, der Sultan, auf dem Plan. Eine türkische
Armee rückte durch Syrien heran. Ihr zog Bonaparte nach Palästina
entgegen und besiegte sie dort: aber die Festung Akkon trotzte seiner Be-
lageruug, und unter großen Verlusten kehrte er nach Ägypten zurück. Hier
erfuhr er aus den Zeitungen, daß Frankreich in großer Not sei und sich
gegen Österreich, Rußland und England zu wehren habe. Rasch entschlossen
übertrug Bonaparte den Oberbefehl einem andern General, bestieg ein Fahr-
zeug und erreichte glücklich die französische Küste. In Paris wurde er von
der Bevölkerung als Retter des Landes begrüßt.
5. Bonaparte wird Erster Konsul 1799. Neue Erfolge. Die Direktoren
hatten alles Ansehen verloren. Bonaparte wollte sie beiseite schieben. Die
Volksvertreter aber widersetzten sich einer Änderung der Verfassung. Da
schickte der junge General seine Grenadiere in den Sitzungssaal und ließ sie
auseinanderjagen. Nach diesem Staatsstreich legte er dem Volke eine neue
Verfassung vor. Eine gewaltige Mehrheit stimmte dafür: Bonaparte wurde
durch sie Erster Konsul (1799).
Dem Scheine nach blieb Frankreich eine Republik; in Wirklichkeit
aber war es eine Monarchie geworden. Bald zeigte sich, daß ein tüchtiger
Staatsmann an der Spitze stand. Die grenzenlose Verwirrung, die im
Lande geherrscht hatte, hörte auf. In wenigen Wochen war eine ganz neue
Ordnung geschaffen.
Dann ging's nach Italien gegen die Österreicher. Napoleon selbst
führte die Hauptarmee über den mit Schuee und Eis bedeckten St. Bern-
t)ard; eine andere Abteilung überschritt den St. Gotthard. Bei dem
Dorfe Maren go überraschte er die Feinde und trieb sie zu Paaren. Als
er sich hierauf zum Marsche gegen Wien anschickte, schloß Kaiser Franz 1801
den Frieden zu Luueville, dem bald das Deutsche Reich beitrat. Frank-
reich erhielt das ganze linke Rheinufer.
6. Die Neuordnung Deutschlands. Durch den Frieden zu Luueville
verloren viele deutsche Fürsten Besitzungen auf dem linken Rheinufer. Da-
für wurden sie auf dem rechten entschädigt. Man nahm hierzu alle geist¬
lichen Fürstentümer außer Kurmainz und die Freien Reichsstädte
außer Hamburg, Lübeck, Bremen, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg. So
verschwanden mit einem Schlage 112 Kleinstaaten von der Karte. Preußen
erhielt damals die BistümerHildesheim und Paderborn, Münster,
Teile von Mainz und die Städte Erfurt, Mühlhausen, Nordhausen
und Quedlinburg.
Die Verteilung der Gebiete erfolgte dem Namen nach durch eine