Full text: Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form (Theil 1)

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trat in die Versammlung und verkündigte den Befehl der 
Mager. Als Kambyses die Worte des Heroldes vernahm, 
meinte er, er spräche die Wahrheit, und glaubte sich von 
Prexaspes, den er hingeschickt hatte, seinen Bruder Smerdis 
zu tödten, hintergangen, und sprach: „Prexaspes, hast du 
mir also das Geschäft ausgerichtet, das ich dir auftrug?" 
Dieser aber sprach: „Herr, das ist nicht wahr, daß dein 
Bruder Smerdis sich wider dich empört hat, denn ich selbst, 
nachdem ich deinen Befehl vollzogen, habe ihn mit eigenen 
Händen begraben." Bald kam Prexaspes der Sache auf 
den Grund, und auch Kambyses sah ein, daß sich der Mager 
Patizeithes und sein Bruder Smerdis wider ihn empört 
hatten. 
Jetzt gedachte Kambyses seines Traumes, wie Smerdis 
auf dem königlichen Throne säße und mit dem Haupte den 
Himmel berühre. Er beweinte den Tod seines Bruders und 
brach gegen die Mager nach Susa auf. Als er sich auf das 
Pferd schwang, ging der Beschlag an seiner Dolchscheide ab, 
und der entblößte Dolch fuhr ihm in den Schenkel. Da 
ihm der Stoß tödtlich schien, erkundigte er sich nach dem 
Namen der Stadt und erfuhr, daß sie Ekbatana heiße. 
Nun sah er ein, daß eine Weissagung, er werde in Ekbatana 
sterben, in Erfüllung gehe. Er aber glaubte, daß er in seiner 
Hauptstadt Ekbatana in Medien sterben würde, während 
die Weissagung Ekbatana in Syrien meinte. Zwanzig Tage 
nach seiner Verwundung berief er die Perser zu sich und 
ließ sie schwören, nicht zuzugeben, daß die Herrschaft wieder 
an die Meder komme. Bald darauf starb er. Prexaspes 
aber, für den es nach dem Tode des Königs gefährlich war, 
den Mord des Smerdis zu gestehen, läugnete hartnäckig die 
That. 
XV. 
Dareios, Sohn des Hystaspes. 
(522—486 v. Chr.) 
Nach dem Tode des Kambyses herrschte der falsche 
Smerdis (Pseudo-Smerdis) sieben Monate lang und bewies 
gegen alle seine Unterthanen eine außerordentliche Milde,
	        
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