Full text: Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form (Theil 1)

bewacht hatte, fand Herakles versteinert. Dafür mußte er 
aber mit einem Riesen kämpfen, der den Garten in Besitz ge¬ 
nommen hatte. Das war Antäos, ein Sohn der Erde, 
der von seiner Mutter mit einer Wundergabe ausgestattet 
war, die ihn fast unüberwindlich machte. Herakles rang mit 
ihm und warf ihn mehrmals nieder. So oft aber der Riese 
den mütterlichen Boden berührte, ward er neu gestärkt und 
sprang mit frischen Kräften wieder auf. Als Herakles das 
inne ward, hielt er ihn hoch empor und erwürgte ihn in der 
Luft. Darauf trug er die goldenen Aepfel nach seinem Schiffe 
und kehrte nach Mycenä zurück. 
Endlich sandte Eurystheus den schwer geprüften Helden, 
den er gern vernichtet hätte, in die grause Unterwelt, um 
Kerberos, den Höllenhund, auf die Oberwelt zu bringen 
und dann wieder zurückzuführen. Das war ein Hund mit 
drei Köpfen, der statt des Schwanzes eine Schlange hatte. 
Pluto, der Gott der Unterwelt, bewilligte ihm den Hund 
unter der Bedingung, daß er ihn unbewaffnet binde. Herakles 
stieg durch den Schlund am Vorgebirge Tänarum, wo man 
sich den Eingang zur Unterwelt dachte, hinab. Hier opferte 
er eine schwarze Kuh, um mit dem Blute die Schatten zu 
versöhnen, und ging dann auf den Kerberos los, den er mit 
seiner Riesenstärke bewältigte, nur biß ihn der Schlangenkopf 
am Schwänze des Hundes in die Füße. Lebendig brachte er 
den Hund vor Eurystheus, der ihm befahl, das Thier wieder 
in die Unterwelt zurückzuführen. 
Nachdem Herakles den Kerberos zurückgeführt hatte, war 
er nach dem Beschluß der Götter von der Dienstbarkeit er¬ 
löst. Aber es war dem Helden noch nicht beschieden, glücklich 
zu sein. Das Gift vom Bisse des Höllenhundes wirkte 
schleichend nach und zog ihm eine Gemüthskrankheit zu, die 
sich bis zum Wahnsinn steigerte. In diesem Zustande ver¬ 
übte er manche heillose That, plünderte sogar das Delphische 
Orakel und beleidigte den Gott Apollo. Da verkündigte die 
Gottheit, daß er nur dann vom Wahnsinn genesen werde, 
wenn er sich abermals auf drei Jahre als Sclave vermiethe. 
Er befolgte den Rath und trat in die Dienste der Om- 
phale, Königin von Lydien. Hier verrichtete er von neuem
	        
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