Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

V; Gesundheit und ihre Pflege, Krankheit und ihre Heilung. 
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V. Gesundheit und ihre Pflege, Krankheit und 
ihre Heilung. 
106 (114). Krankenwacht. 
Sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet 
alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer 
auf. I. Kor. 13, 7. 8. 
Die Glock' schlägt zehn; — wer müde, darf zu Bette geh'n; 
die Mutter nicht; die Mutter wacht beim kranken Kind die ganze Nacht; 
bekümmert sitzt sie an der Wiege und lauscht auf seine Atemzüge. 
„Wie still ist's jetzt; es schläft das 
ganze Hans; 
dort im Getäfel raschelt nur die Maus; 
eintönig pickt an dunkler Wand die 
Uhr; 
sonst ringsherum von Leben keine 
Spur; 
das Nachtlicht gießt umher den 
Dämmerschein; 
in: Schatten sitz' ich einsam und allein; 
doch nicht allein, — mein Gott, du 
bist bei mir, 
und mein bekümmert Herze ruht in dir; 
mein müdes Haupt, es lehnet sich 
an dich; 
die Flügel deiner Gnade decken mies); 
wenn sich gelegt des Tages wirrer 
Lauf, 
dann geht die Sonne deiner Gnade 
auf; 
drum hat dich auch in stiller Nächte 
Stunden, 
o Seelenfrennd, manch schmachtend 
Herz gefunden." 
„Die Glock' schlägt elf; daß Gott doch allen Kranken helf'! 
Ach, wie mein Kind im Fieber liegt; die Wangen glüh'n, der Atem fliegt; 
Herr Gott, du großer Arzt der Kranken, laß meinen Glaubeir jetzt nicht 
wanken!" 
„Allmächtiger, der über Sternen 
thront, 
int ew'gen Licht ob Erdennächten 
wohnt, 
du schaust aus deinem königlichen Zelt 
herab auf allen Jammer dieser Welt; 
den: ist das Reich; dein ist Gewalt 
und Macht; 
du lenkst den Tag und herrschest in 
der Nacht; 
am liebsten tust du in der Dunkelheit 
die sel'gan Wunder deiner Herrlichkeit; 
nun sendest du aus deinem Sternen- 
hans 
Polack, Lesebuch. 
die Engel deiner Lieb' und Allmacht 
ans; 
nun gießen sie den süßen, lnilden Tan 
erquickend ans ans die verlechzte Au; , 
nun stärken sie mit holdem Schlnm- 
mersaft 
erschöpfte Glieder, die sich müd' ge¬ 
schafft; 
nun trösten sie ans seines Kissens 
Flaum 
manch armes Herz mit einem goldnen 
Traum; 
nun tragen sie ans manches Schlaf¬ 
gebet 
9
	        
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